Spitzwegerich: Wildes Kraut mit heilender Wirkung
Der Spitzwegerich ist mehr als nur ein Unkraut am Wegrand – er ist eine heimische Wildpflanze mit echten Superkräften: Seine Tradition als Heilmittel reicht bis ins 11. Jahrhundert zurück und reißt bis heute nicht ab!
Der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) wächst, wie sein Name vermuten lässt, gern an Wegrändern. Nur wenige Menschen wissen, dass die unscheinbare und anspruchslose Pflanze, die oft sogar als Unkraut verschmäht wird, eigentlich als Heilkraut gilt und sogar zur Arzneipflanze des Jahres 2014 gekürt wurde. Wir klären, was es mit dem Wildkraut auf sich hat.
Für was ist der Spitzwegerich gut?
In der Familie der Wegerichgewächse ist der Spitzwegerich nur eine von vielen Heilpflanzen. Ein Verwandter ist zum Beispiel das Indische Flohsamen-Kraut, das wegen seiner heilsamen Wirkung auf den Darm in den letzten Jahren einen regelrechten Hype erlebt hat. Tatsächlich können die Samen des Spitzwegerich auch als heimischer Ersatz für die Flohsamenschalen genutzt werden – die Blätter sind hingegen für eine andere Wirkung bekannt.
Die Blätter des Spitzwegerichs gelten als antibakteriell sowie antiviral, entzündungshemmend und reizlindernd. Grund dafür ist das Zusammenspiel seiner Inhaltsstoffe: Im Spitzwegerich finden sich wertvolle Schleimstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide, Kieselsäure, Glykoside und vieles mehr. Als pflanzliches Arzneimittel kommt das Wildkraut vor allem bei Atemwegserkrankungen, Entzündungen von Mund- und Rachenschleimhaut und äußeren Hautverletzungen zum Einsatz. Als Hausmittel können Sie die Blätter der Heilpflanze ganz einfach selbst anwenden:
Spitzwegerich bei kleinen Hautverletzungen und Insektenstichen
Bei Outdoor-Fans ist der Spitzwegerich als Erste-Hilfe-Pflanze bekannt: Bei kleineren Schnittverletzungen, Schürfwunden, Insektenstichen oder Blasen kann ein Spitzwegerich-Blatt Sie vor Schlimmerem bewahren. Denn in den Blättern befinden sich viele entzündungshemmende, juckreizlindernde und kühlende Wirkstoffe. Um diese Stoffe freizusetzen, zerreiben Sie das Blatt einfach mit den Händen oder zerkauen es. Sobald Sie sehen, dass der Pflanzensaft austritt, legen Sie das Blatt wie ein Pflaster auf die betroffene Stelle.
Spitzwegerich-Tee oder Hustensaft bei trockenem Husten
Bei Atemwegserkrankungen, insbesondere aber bei solchen, die Reizhusten begleitet, hat sich der Spitzwegerich als heilsames Hausmittel bewährt. Wer akut krank ist und wenig Energie hat, greift am besten zur schnellen Tee-Variante:
- Drei bis 5 frische oder ein bis zwei Esslöffel getrocknete Spitzwegerich-Blätter in eine Tasse geben.
- Mit 250 ml kochendem Wasser aufgießen.
- Nach zehn Minuten Ziehzeit abseihen, gegebenenfalls süßen und genießen!
Praxistipp: Ein Löffel Honig im Tee verstärkt die Wirkung, denn vielen Honigen wurden antivirale, antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften nachgewiesen.
Wer sich lieber etwas früher als zu spät auf die nächste Erkältungssaison vorbereiten möchte, kann sich einen eigenen, natürlichen Hustensaft aus den frischen oder getrockneten Blättern des Spitzwegerichs mischen. Um den Aufwand klein zu halten, empfehlen wir, einen Kräuterauszug mit Honig herzustellen. Dabei entzieht der Honig dem Spitzwegerich (fast) ganz ohne Ihr Zutun die wertvollen Inhaltsstoffe:
- Waschen Sie etwa zwei Hand voll Spitzwegerich und lassen Sie die jungen Blätter auf einem sauberen Tuch trocknen.
- Desinfizieren Sie ein Schraubglas mit kochendem Wasser und ggf. etwas Alkohol.
- Hacken Sie den trockenen Spitzwegerich und geben Sie ihn in das saubere Schraubglas.
- Füllen Sie den Rest mit hochwertigem Honig auf und lagern Sie das Glas für etwa zwei Wochen an einem dunklen und trockenen Ort. Wichtig: Drehen Sie es zwischendurch immer mal wieder um!
- Nach zwei Wochen können Sie den Honig durch ein Sieb oder mit Hilfe eines Teefilters abseihen.
Praxistipp: Sollte der Honig kristallisiert sein, können Sie ihn in einem Wasserbad wieder geschmeidig machen.
Im Kühlschrank hält sich der Hustensirup aus Honig und Spitzwegerich einige Monate lang. Bei Bedarf nehmen Sie mehrfach täglich einen Teelöffel zu sich. Wenn ihnen der Sirup zu klebrig ist, können Sie im letzten Schritt noch ein wenig Zitronensaft hinzugeben – so erreichen Sie eine Konsistenz, die dem klassischen Hustensaft näher kommt.
Spitzwegerich sicher finden, bestimmen und sammeln
Wer sich die Vorteile der Natur zunutze machen möchte, sollte sich auch ihrer Gefahren bewusst sein: Laut Schätzungen gibt es in Deutschland mehrere tausend Arten von Wildkräutern und nur etwa die Hälfte sind für den Menschen bedenkenlos verzehrbar. Stellen Sie also unbedingt sicher, dass Sie den Spitzwegerich zweifellos bestimmen können und ihn nicht mit giftigen Doppelgängern verwechseln.
Erste Indizien sind immer Sammelstelle und Zeitpunkt: Den Spitzwegerich finden Sie etwa von Mai bis September an Wegrändern, Äckern, Wiesen und in Gärten. Gehen Sie beim Sammeln von Wildkräutern kein Risiko ein und lassen Sie Pflanzen an Gassiwegen, gedüngten Feldern oder anderweitig belasteten Flächen unbedingt stehen.
An seinen langen lanzettförmigen Blättern lässt sich der Spitzwegerich ziemlich einfach bestimmen. Sie sind in einer Rosette angeordnet und verfügen über jeweils 5-7 parallel verlaufende Blattrippen, die dem Spitzwegerich auch die Bezeichnung Rippenkraut verleihen. Eine Verwechslungsgefahr ist grundsätzlich gering und besteht in Deutschland, Österreich und der Schweiz eigentlich nur mit anderen, ungiftigen Wegerich-Arten wie dem Breitwegerich. Bei genauem Hinsehen sind die Unterschiede aber auch hier sehr deutlich zu erkennen.
Spitzwegerich zubereiten und haltbar machen
Sowohl Blätter, als auch Blütenstände, Samen und Wurzeln des Spitzwegerichs sind für den Menschen bedenkenlos verzehrbar. Sein Geschmack, besonders der der jungen, noch geschlossenen Blütenknospen, erinnert an Pilze. Deshalb ist der Spitzwegerich in der Volkskunde nicht nur als Heilpflanze, sondern auch als Wildgemüse beliebt.
Vor der Zubereitung sollten Sie sicherstellen, dass Sie jeglichen Dreck, kleine Insekten und Pflanzenfremdes entfernt haben – bei rohem Verzehr geht man auf Nummer sicher, wenn man das essbare Wildkraut mehrfach gründlich wäscht. Die frischen Blätter (April-Juni) des Spitzwegerichs enthalten die höchste Nährstoffdichte und schmecken als Salat, in der Suppe, im Smoothie oder kurz angebraten als Füllung für Tomaten. Praxistipp: Wegen seiner starken Faserung bietet es sich an, den Spitzwegerich quer dazu in Streifen zu schneiden.
Zum Konservieren von Spitzwegerichs können Sie ihn, wie zuvor bereits beschrieben, in Honig einlegen. Mit der gleichen Methode lässt sich auch ein Spitzwegerich-Öl mit nussiger Note herstellen. Beliebt ist zum Haltbarmachen auch das Trocknen der Blätter. Dafür müssen Sie die Blätter einfach nur auf eine Schnur fädeln und für etwa 2-3 Tage an einem trockenen und gut durchlüfteten Ort aufhängen. Wenn Sie es eilig haben, können Sie die Blätter auch im Backofen trocknen. Wichtig ist dabei nur, dass Sie eine möglichst niedrige Temperatur einstellen (30-40°C) und die Ofentür einen Spalt offen lassen, damit der Dampf entweichen kann. Die getrockneten Wegerich-Blätter eignen sich hervorragend für einen wohltuenden Kräutertee im Winter.
Weitere Methoden, mit denen Sie frische Kräuter – aus der Natur oder Ihrem Garten – konservieren können, haben wir hier für Sie zusammengefasst:
Das könnte Sie auch interessieren ...