Kalkstickstoff als Dünger
Schon rein äußerlich ist Stickstoff anders als handelsübliche Dünger, sein Kohlenstoffanteil färbt das Granulat schwarz. Das Besondere ist aber die Zusatzwirkung – Kalkstickstoff geht in den ersten Tagen wie ein Herbizid auf Wildwuchs los, aber auch wahllos auf Keimlinge und Samen.
Kalkstickstoffdünger enthält neben Stickstoff in Form von Calciumcyanamid auch einen satten Kalkanteil, der für eine lockere Bodenstruktur sorgt.
Der Stickstoff ist je nach Wetter erst nach 8 Wochen verbraucht. Das liegt an der besonderen chemischen Zusammensetzung von Kalkstickstoff. Es durchläuft im Boden verschiedene Phasen, die sowohl für den Effekt als Herbizid und Fungizid verantwortlich sind als auch für die Wirkung als Langzeitdünger.
Praxistipp: Nicht jeder Dünger eignet sich für jeden Zweck? Das Video gibt einen Überblick über die Inhaltsstoffe der am häufigsten gebrauchten Pflanzendünger und zeigt den besten Dünger für jedes Anwendungsgebiet:
Kalkstickstoff in drei Phasen
1. Phase: Calciumcyanamid
Kalkstickstoff besteht zu über 55 % aus Kalk, etwa 20 % Stickstoff in Form von Calciumcyanamid und etwas Nitrat. In der ersten Phase steht den Pflanzen nur das Nitrat und der Kalk zur Verfügung, mit Calciumcyanamid können sie nichts anfangen. Der Kalk reguliert den pH-Wert des Bodens, das Nitrat versorgt die Pflanzen sofort mit Stickstoff.
2. Phase: Cyanamid
In der zweiten Phase wird das Calciumcyanamid durch Mikroorganismen zu Cyanamid umgewandelt. Das Cyanamid tötet effektiv sämtliche Samen, Jungpflanzen und Tiere im Boden ab. Selbst hartnäckige Pilzkrankheiten und Schnecken können so bekämpft werden. Bringen Sie Kalkstickstoff daher mindestens zwei Wochen vor der Aussaat oder Pflanzung aus. In dieser Zeit geht der Kalkstickstoff gegen Unkraut vor. Bei kühlem Wetter geben Sie noch ein paar Tage als Puffer dazu. So lange dauert es, bis das Cyanamid vollständig abgebaut ist.
3. Phase: Nitrat
Während der zwei Wochen, in denen Cyanamid im Boden vorhanden ist, wird dieses von Mikroorganismen bearbeitet und zu Harnstoff, Ammonium und letztlich Nitrat umgewandelt. Bei der Verarbeitung von Cyanamid entsteht zudem Dicyandiamid, ein Stoff, der die Umwandlung von Ammonium in Nitrat bremst. So kann es bis zu acht Wochen dauern, bis das Ammonium komplett umgewandelt wird. Das in der Zeit weiter entstehende Nitrat versorgt die Pflanzen dabei stetig mit Stickstoff.
Cyanamid: Vorsicht giftig!
Cyanamid hat mit Cyanid zwar nichts zu tun, ätzend ist der Stoff dennoch, wenn er mit feuchter Haut in Berührung kommt. Mensch und Tier sollten daher nicht mit dem Herbizid in Berührung kommen. Tragen Sie beim Ausbringen Handschuhe und achten Sie darauf, keine Nutzpflanzen zu treffen. Mindestens bis zu zwei Wochen nach der Ausbringung sollte das Beet komplett abgesperrt und nicht von Mensch und Tier betreten werden können. Vor allem auf Tiere und Kleinkinder muss geachtet werden, da diese im schlimmsten Fall das giftige Cyanamid verschlucken könnten. Sollte dies geschehen, suchen Sie umgehend einen Arzt auf!
Kalkstickstoffdünger: Wirkung mit Alkohol
Entscheiden Sie sich für den Einsatz von Kalkstickstoffdünger, sollten Sie dies immer nüchtern tun. Cyanamid hemmt nämlich den Abbau von Alkohol im Blut. Die Folge sind Schwindel und Übelkeit. Cyanamid können Sie bereits durch Hautkontakt im Körper aufnehmen. Keine Angst: Nach 24 Stunden ist der Stoff im Körper komplett abgebaut. Langzeitschäden sind nicht bekannt.
Kalkstickstoff als Rasendünger
Kalkstickstoff wird manchmal auch als Rasendünger empfohlen. Das funktioniert zwar, der Grat zwischen sattgrünem und verbranntem Rasen ist für Ungeübte aber kaum zu meistern. Feuchte Grashalme werden vom Kalkstickstoff angegriffen und schon kleinste Überlappungen der Fahrspuren des Düngewagens können zu Verbrennungen führen. Warum also das Risiko eingehen, wenn es doch auch absolut anfängergeeigneten, speziellen Rasendünger gibt?
Fotos: sidm / TH
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