Abdichten mit Bitumenanstrich

Bitumen-Flachdach abdichten: So gelingt die Sanierung Schritt für Schritt

Es tropft plötzlich in die Garage und ein prüfender Blick von oben zeigt Ihnen, dass das Flachdach undicht geworden ist? Sehr ärgerlich, denn unbehandelt kann so etwas weitere erhebliche Schäden verursachen. Aber mit einer guten Vorbereitung und dem passenden Material können erfahrene Heimwerker ihr rissig oder undicht gewordenes Bitumen-Flachdach abdichten und langfristig schützen.

Flachdach mit Bitumen abdichten
Kleine Schäden an der Flachdachabdichtung können Sie leicht selbst mit Bitumenspachtel abdichten. Praktisch: Die Reparatur von undichten Bitumenbahnen ist auch ohne Schweißbrenner im sogenannten Kaltklebeverfahren möglich! Foto: AdobeStock / Nenov Brothers
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Die Abdichtung eines Flachdachs mit Bitumen erfordert sorgfältige Planung und Ausführung. Dennoch: Mit der richtigen Anleitung und Vorbereitung können erfahrene Heimwerker diese Aufgabe erfolgreich bewältigen und ihr Zuhause vor Witterungseinflüssen schützen. In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie Sie ein Flachdach mit Bitumen abdichten können, welche Verfahren es gibt und was Sie bei der Umsetzung beachten müssen. Unsere Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigt, wie Sie eine rissig gewordene Bitumenabdichtung reparieren und das Flachdach wieder zuverlässig abdichten.

Warum ist eine Bitumen-Abdichtung sinnvoll?

Ein undichtes Flachdach kann schwerwiegende Schäden an der Bausubstanz verursachen. Deshalb sollten Sie Ihr Dach mindestens zweimal jährlich (Frühjahr/Herbst) inspizieren, regelmäßig Abläufe und Dachrinnen reinigen und auf Blasen, Risse, Ablösungen achten. Haben Sie kleine Schäden entdeckt, eignen sich zur frühzeitigen Sanierung vor allem Produkte auf Basis von Polymerbitumen. Mit einem Bitumenanstrich können problemlos Risse bis etwa 2 mm abgedichtet werden, größere Schadstellen in der Bitumen-Schweißbahn bessert man hingegen mit Bitumenspachtel aus.

Wann ist eine Sanierung notwendig?
  • wenn Wasser in die Dachkonstruktion eindringt

  • wenn Blasen, Risse oder Ablösungen sichtbar sind

  • sich Bitumenbahnen gelöst haben oder spröde wirken

  • die Dachabdichtung älter als 20 Jahre ist

Wie kann ich ein Flachdach mit Bitumen abdichten?

Flachdächer mit Bitumen abzudichten, zählt zu den anspruchsvolleren Aufgaben im Heimwerkerbereich. Doch sie ist für erfahrene Heimwerker durchaus machbar – vorausgesetzt, die Arbeit erfolgt mit der nötigen Sorgfalt, Vorbereitung und Kenntnis der Materialien. Wer präventiv und korrekt arbeitet, schützt die Bausubstanz langfristig vor Schäden – bei sachgerechter Ausführung (maßgeblich ist hier die DIN 18513 / Abdichtung von Dächern) sind Bitumendächer sehr langlebig.

Verfahren zur Flachdachabdichtung mit Bitumen

Grundsätzlich unterscheidet man drei Verfahren:

  1. Instandsetzung mit Bitumendichtmitteln

  2. Kaltklebemethode

  3. Schweißverfahren mit offener Flamme

Die erste Option ist ideal zur Reparatur kleinerer Schäden. Die beiden anderen Verfahren eignen sich zur grundlegenden Sanierung und haben spezifische Vor- und Nachteile, die in der folgenden Tabelle gegenübergestellt sind.

Vergleich Kaltklebemethode vs. Schweißverfahren

Kriterium

Kaltklebeverfahren

Schweißverfahren

Verarbeitung

einfache Verarbeitung, ideal für Heimwerker

erfordert Erfahrung, offene Flamme nötig

Ausrüstung

Geringer Aufwand, kein Brenner

Brenner, Gasflasche und Schutzkleidung nötig

Sicherheitsrisiko

gering

hoch (Brandgefahr)

Witterungsabhängigkeit

weniger witterungsabhängig

nur bei trockenem Wetter sicher umsetzbar

Haltbarkeit

gut, aber etwas kürzer als Schweißbahn

sehr hoch bei fachgerechter Ausführung

Kosten

etwas günstiger

teuer (Material + Werkzeug)

Bauwerksabdichtung nach DIN

Die DIN 18531 regelt die Abdichtung von Dächern sowie Balkonen, Loggien und Laubengängen. Sie trat im Juli 2017 in Kraft und reformierte Teile der älteren DIN 18195.

Tipp: Das Schweißverfahren ist für ungeübte Heimwerker nicht empfehlenswert. Hier ist der Einsatz eines Meisterbetriebs ratsam, dieser bietet auch eine Gewährleistung, dass das abgedichtete Flachdach zuverlässig wasserundurchlässig ist.

Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Bitumenabdichtung

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Mit einer Rolle wird ein schwarzer Bitumenanstrich auf alte Dachpappe aufgetragen
Foto: sidm / CK

Ein undichtes Flachdach lässt sich leicht mit einem Bitumenanstrich reparieren. Welche Arbeitsschritte dabei erforderlich sind, zeigt Schritt für Schritt diese Anleitung:

Mit einer Drahtbürste entfernt ein Handwerker Schmutz und Schadhaftes von einem Bitumendach
Foto: sidm / CK

Ehe Sie mit der nachträglichen Abdichtung des Bitumendaches beginnen können, muss die alte Dachpappe vorbereitet werden: Der Untergrund muss trocken, frostfrei, fest und sauber sein. Dafür müssen anhaftende Moose und Schmutz mit Bürste und Besen entfernt werden.

Mit einer schmalen Drahtbürste entfernt ein Handwerker am Rand eines Bitumendachs Schmutz und Schadhaftes
Foto: sidm / CK

Großflächige Verschmutzungen ggf. mit Hochdruckreiniger säubern und dann die Fläche trocknen lassen. Tipp: Auch die Randbereiche müssen Sie sorgfältig reinigen!

Der Übergang zwischen Flachdach und Dachaufkantung wird mit einer schwarzen Polymer-Dichtmasse ausgespritzt
Foto: sidm / CK

Wir haben mit den Feinarbeiten begonnen: Schmale Hohlräume wie hier im Übergangsbereich zwischen Flachdach und Dachaufkantung lassen sich gut mit einer Abdichtmasse in Kartuschenform abdichten.

Bitumendichtmasse mit dem Finger glattstreichen
Foto: sidm / CK

Das Verdichten und Glätten gelingt gut mit dem Finger (ähnlich wie bei der Silikonfuge im Bad). Dabei unbedingt einen Einmalhandschuh überziehen – die Masse klebt und Hautkontakt sollte vermieden werden!

Handwerker trägt mit einem Spachtel Bitumendichtmasse auf schadhaften Stellen des Flachdachs auf
Foto: sidm / CK

Jetzt widmen wir uns den sichtbaren Schäden auf dem Flachdach: Offene Schadstellen an den alten Bitumenbahnen werden dick mit der bitumenhaltigen Spachtelmasse eingestrichen. Die Masse mit einem Spachtel auftragen und glätten. Tipp: Bei sich ablösenden Bahnen die Spachtelmasse als Kleber unter die Dachpappe pressen und die Bahnenstöße wieder mit dem Untergrund verkleben!

Bitumendichtmasse flächig mit der Rolle auf dem Flachdach vertreichen
Foto: sidm / CK

Zum Schluss wird die gesamte versprödete, leicht rissige Dachfläche mit einem Bitumenanstrich neu versiegelt. Wiederholen Sie den Vorgang gegebenenfalls nach der ersten Trocknung – auch beim zweiten Anstrich tragen Sie die Bitumenmasse gleichmäßig flächig auf der gesamten Dachfläche auf.

Checkliste Werkzeug
  • Drahtbürste / Besen

  • Hochdruckreiniger

  • Kartuschenpistole

  • Spachtel / Rolle / Quast

Unsere Anleitung zeigt, wie Sie kleinere Schäden in der Flachdachabdichtung mit einem Bitumenanstrich nachträglich ausbessern können. Wenn das Dach aber größere Schäden aufweist, ist die (Neu-)Abdichtung mit Bitumenbahnen entsprechend aufwendiger. Die folgenden Arbeitsschritte fallen bei der Abdichtung eines Flachdaches mit Bitumenbahnen – ob im Kaltklebeverfahren oder im Schweißverfahren – standardmäßig an:

1. Dach vorbereiten

  • Flachdach gründlich reinigen (Schmutz, Moos, lose Teile entfernen)

  • Auf Schäden prüfen und ggf. ausgleichen (z. B. mit Spachtelmasse)

  • Unebenheiten glätten

2. Dachgrundierung auftragen

  • Bitumen-Voranstrich mit Rolle oder Pinsel auftragen

  • Trocknungszeit laut Herstellerangabe abwarten (meist 3 bis 5 Stunden)

Mit einem Spachtel wird schwarze Bitumendichtmasse in einen Spalt zwischen zwei Dachpappen eingepresst
Zählt auch zur Vorarbeit – Schadstellen abdichten: Mit einem Spachtel verpressen Sie schwarze Bitumendichtmasse in den Spalt zwischen zwei Dachpappen. Foto: sidm / CK

3. Bitumenbahnen verlegen

Variante A: Kaltklebeverfahren

  • Erste Bahn passgenau zuschneiden

  • Kaltkleber auftragen

  • Bahn auflegen und mit Andrückrolle gleichmäßig fixieren

Variante B: Schweißverfahren

  • Nur für erfahrene Anwender oder mit Fachbetrieb

  • Bitumenbahn Bahn für Bahn mit dem Brenner verschweißen

  • Überlappung ca. 10 cm

Tipp: Zur Ausbesserung sollten mindestens Dachbahnen vom Typ R 333 und R 500 mit mineralischer Bestreuung verwendet werden, besser noch sind welche mit Glasvlieseinlage (V 13) oder besandete Dachdichtungsbahnen mit Polyestervlieseinlage (PV 200 DD). All diese Bahnen lassen sich kleben, müssen also nicht geschweißt werden. Eine genaue Bezeichnung der unterschiedlichen Bitumenbahnen, die für das Kaltklebe- oder Schweißverfahren infrage kommen, finden Sie hier aufgelistet.

4. Stöße und Ränder sichern

  • Überlappungen gut andrücken

  • Anschlussstellen mit Dichtmasse oder Zusatzstreifen verstärken (z. B. an Attiken, wand- oder mauerartige Erhöhungen der Außenwand, die über das eigentliche Dach hinausgehen)

5. Schutzlage aufbringen (optional)

  • Für begehbare Dächer: Kiesschicht oder Platten verlegen

Dachhaut schützen

Liegen die Bitumenbahnen ungeschützt, ist die Dachpappe maximal der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt. Die Hitzeentwicklung und die daraus resultierende Wärmeausdehnung des Dachaufbaus strapazieren der Abdichtungsmaterialien (Bitumen, EPDM, Kautschuk, Polymerbitumen) zusätzlich. Wo möglich, kann sich die Haltbarkeit der Flachdachabdichtung durch eine Schutzschicht (durch Besandung, Kies oder extensive Begrünung) verlängern. Unterschätzen Sie nicht das zusätzliche Flächengewicht etwa durch eine ökologisch sinnvolle Dachbegrünung. Lassen Sie von einem Statiker prüfen, ob Ihr Dach die zusätzlichen Lasten sicher tragen kann!

Typische Fehler bei der Dachabdichtung & wie Sie sie vermeiden

Fehler

Lösung

schlecht gereinigte Fläche verringert Haftung

anhaftende Verschmutzungen entfernen und losen Schmutz sorgfältig abkehren, ggf. Hochdruckreiniger einsetzen (Fläche unbedingt abtrocknen lassen!)

zu geringe Überlappung der Bahnen

mind. 10 cm Überlappung einplanen

undichte Anschlussstellen

Dichtmasse satt auftragen und Stöße oder Schadstellen (Löcher in der Dachbahn) mit zusätzlichen Dichtstreifen (Bewehrungsvlies) sichern

Schweißarbeiten bei Nässe oder Wind

nur bei trockenem Wetter arbeiten, Oberflächen müssen trocken sein (ggf. mit Schweißbrenner trocknen!)

Was kostet die Abdichtung eines Bitumenflachdachs?

Die Kosten, ein Bitumen-Flachdach abzudichten, variieren je nach Fläche, Schichtaufbau und Materialqualität. Für Heimwerker entstehen bei der Sanierung kleinerer Dächer (z. B. Garagen) meist Materialkosten zwischen 20–40 €/qm. Bei größeren Projekten (auf schlecht zugänglichen Dachflächen) oder mehrlagiger Abdichtung können 50–70 €/qm realistisch sein. Eine erste Orientierung zu den zu erwartenden Kosten liefert die folgende Tabelle:

Kosten-Schätzung Flachdach-Abdichtung mit Bitumen

Position

Kosten

Bitumenbahnen (pro qm)

5–15 €

Primer, Kleber, Zubehör

2–6 € / qm

Werkzeugmiete (Brenner etc.)

20–40 € / Tag (falls benötigt)

Fachbetrieb (inkl. Material, Arbeit)

50–100 € / qm

Tipp: Gerade bei kleinen / mittleren Flächen und geringen Schäden an der Bestandsabdichtung kann die Sanierung per Kaltklebeverfahren in Eigenleistung eine günstige Alternative sein.

Lokal begrenzte Schäden durch mechanische Einwirkungen (etwa weil etwas aufs Dach gefallen ist und die Abdichtung durchbohrt hat) können Sie schnell und unkompliziert mit einem "Bitumen-Pflaster" reparieren – ehe durch eindringendes Wasser gravierendere Schäden entstehen können!

Was ist eigentlich Bitumen?

Bitumen kommt aus dem Lateinischen und heißt Erdpech (gr.: asphaltos). Heute wird meist kein natürlich vorkommendes Bitumen verwendet, sondern es wird künstlich durch Vakuumdestillation aus Erdöl hergestellt. Man spricht dann von Polymerbitumen oder Bitumenemulsion. Abdichtprodukten mischt man noch Kunststoffe bei, die die Massen flexibler und formbeständig machen. Die verschiedenen Polymerbitumenmassen sind je nach Anwendung eher dünnflüssig (z. B. Bitumenlack) oder zäh- bis dickflüssig (Bitumenkleber/-spachtel) eingestellt.

FAQ – Häufige Fragen zur Bitumenabdichtung

Bei fachgerechter Ausführung und regelmäßiger Wartung etwa 20 bis 30 Jahre.

EPDM-Folie, PVC-Dachbahnen oder Flüssigkunststoff sind gängige Alternativen. Diese sind teils leichter zu verlegen, teils langlebiger – jedoch meist auch teurer.

Ja – mit dem Kaltklebeverfahren und etwas handwerklichem Geschick. Das Schweißverfahren sollte Fachbetrieben vorbehalten sein.

  • Bei Dachflächen > 20 m²

  • Wenn das Schweißverfahren nötig ist

  • Bei komplizierten Dachformen oder vielen / großflächigen Schäden

Fazit: Bitumen-Flachdach abdichten

Flachdächer mit Bitumen abzudichten, zählt zu den anspruchsvolleren Aufgaben im Heimwerkerbereich. Die Abdichtung eines Flachdachs mit Bitumen ist für erfahrene Heimwerker durchaus machbar – vorausgesetzt, die Arbeit erfolgt mit der nötigen Sorgfalt, Vorbereitung und Kenntnis der Materialien. Wer präventiv und korrekt arbeitet, schützt die Bausubstanz langfristig vor Schäden. Bei Unsicherheiten oder größeren Schäden sollte ein Handwerker die Reparatur erledigen.

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