Balkonkraftwerk mit 2000 Watt – was soll das heißen?
Damit eine Solaranlage als Balkonkraftwerk angemeldet werden kann, darf sie maximal 800 Watt ins Hausnetz einspeisen – warum liest man dann immer öfter von einer Solarmodul-Leistung von bis zu 2.000 Watt?
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Es gibt neue Zahlen aus dem Marktstammdatenregister, dem Ort wo alle Anmelde-Statistiken rund um Balkonkraftwerke zusammenlaufen – und die zeigen deutlich, dass die kleinen Solar-Anlagen nach wie vor im Trend liegen. Im März und April 2025 wurden jeweils über 40.000 neue Balkonkraftwerke angemeldet – das gab das Marktstammdatenregister kürzlich bekannt. Damit stieg die Gesamtzahl der angemeldeten Steckersolargeräte auf über 930.000. Die magische Grenze von einer Million Balkonkraftwerke dürfte damit aller Wahrscheinlichkeit nach schon im Juni erreicht werden.
Für den finalen Push, der die steckerfertigen Solargeräte aus der Bastler-Nische in den Mainstream schubste, sorgte im Mai 2024 das sogenannte Solarpaket I. Dieser Zusatz zum Erneuerbare-Energien-Gesetz senkte zum Beispiel die bürokratischen Hürden bei der Installation eines Balkonkraftwerks. Das Credo der Initiative des Bundes ist eindeutig: "Balkon-PV-Anlagen sollen möglichst unkompliziert in Betrieb genommen werden." Weil den kleinen PV-Anlagen aber gleichzeitig mehr Leistung gestattet wurde, gibt es nach wie vor viele Unklarheiten. Ein Ziel der Solarförderung ist noch nicht erreicht: Nämlich, dass alle Verbraucherinnen und Verbraucher auch wissen, welche Höchstwerte, Steckernormen & Co. wirklich offiziell erlaubt sind bei einem Balkonkraftwerk.
Einen allgemeinen Überblick – von der Duldung rückwärtslaufender Stromzähler über das neue Recht auf Balkonkraftwerke für Mieter – hat selbst.de bereits in diesem Ratgeber-Artikel für sie aufgeschrieben.
800 Watt oder 2000 Watt – was gilt denn jetzt?
Der Absatz 1, Abschnitt 5a der Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes vom 8. Mai 2024 besagt: "Ein Steckersolargerät oder mehrere Steckersolargeräte mit einer installierten Leistung von insgesamt bis zu 2 Kilowatt und einer Wechselrichterleistung von insgesamt bis zu 800 Voltampere, die hinter der Entnahmestelle eines Letztverbrauchers betrieben werden und der unentgeltlichen Abnahme zugeordnet werden, können unter Einhaltung der für die Ausführung eines Netzanschlusses maßgeblichen Regelungen angeschlossen werden. Registrierungspflichten nach der Marktstammdatenregisterverordnung bleiben unberührt; zusätzliche gegenüber dem Netzbetreiber abzugebende Meldungen von Anlagen nach Satz 1 können nicht verlangt werden."

Äh ja, vielen Dank an den Gesetzgeber an dieser Stelle. Aber was im Behördensprech so schrecklich umständlich klingt, kann man auch unkomplizierter zusammenfassen:
In einem Haus / einer Wohnung darf die Wechselrichterleistung eines Balkonkraftwerks maximal 800 Watt betragen. Im Normalfall handelt es sich dabei um einen Mikrowechselrichter, der eben genau maximal 800 Watt ins Hausnetz lässt.
Die Solarmodule, die den Gleichstrom erzeugen und zum Wechselrichter leiten, dürfen aber mehr Power haben – bis zu 2.000 Wattpeak sind an Leistung erlaubt. Zum Beispiel vier Module à 500 Wp. Das sind, Stand 2025, die stärksten der üblichen PV-Module, die in Deutschland verkauft werden.
Außer der Anmeldung im Marktstammdatenregister (die online erfolgt und in 15 Minuten erledigt ist) braucht es keine weitere Anmeldung. Auch nicht beim Stromversorger, zum Beispiel den örtlichen Stadtwerken.
Solarmodule mit 2.000 Wattpeak am Balkonkraftwerk
Es kann durchaus sinnvoll sein, Solarmodule mit einer (deutlich) höheren Gesamtleistung an einem Balkonkraftwerk zu betreiben, obwohl der Wechselrichter nur 800 Watt einspeisen darf. Mögliche gute Gründe sind:
Volle Auslastung des Wechselrichters bei suboptimalen Bedingungen: Solarmodule erreichen ihre Nennleistung (z.B. 500 Wp) nur bei optimaler Sonneneinstrahlung – also bei direkter Sonne, idealem Einstrahlwinkel, kühler Umgebung etc. In der Praxis liefern sie oft deutlich weniger – zum Beispiel, wenn der Himmel bewölkt ist, die Sonne niedriger am Himmel steht oder wenn eine Teilverschattung der PV-Panels auftritt. Mit überdimensionierten Modulen stellt man sicher, dass der Wechselrichter häufiger und länger mit voller Leistung von 800 Watt arbeiten kann.
Höherer Energieertrag über den Tag verteilt: Eine größer dimensionierte Gruppe von Solarmodulen – zum Beispiel vier Stück im Garten, eventuell auch noch in unterschiedliche Himmelsrichtungen schauend – fängt früher an, eine nennenswerte Menge an Strom zu liefern und hört später am Tag damit auf. Das erhöht den täglichen Gesamtertrag, selbst wenn der Wechselrichter bei Spitzenleistung abregelt. Auch wenn man mittags z. B. 300 oder 500 Watt "verliert", weil der Mikro-Wechselrichter nur 800 Watt verarbeiten kann, gewinnt man mehr Strom morgens und abends, wo kleiner dimensionierte Anlagen oft signifikant unterhalb der Einspeisegrenze bleiben.
Bessere Wirtschaftlichkeit: Solarmodule sind in den letzten Jahren deutlich günstiger geworden. Durch Überdimensionierung kann man oft für verhältnismäßig wenig Aufpreis den Ertrag steigern und so eventuell die Amortisationszeit des Balkonkraftwerks verkürzen. Ein XXL-Balkonkraftwerk-Set mit vier Modulen und 1.600 Wp Leistung kostet in der Regel nicht das Doppelte wie Einsteiger-Paket mit zwei Modulen und 800 Wp Leistung.

Solarspeicher zusätzlich füllen: Mit einem intelligentem Solarspeicher wie der Anker Solix Solarbank 2 oder 3 kann man die 800-Watt-Grenze für Balkonkraftwerke ein bisschen austricksen. Denn: Wer über 1.500 oder gar 2.000 Wp Modulleistung verfügt, der wird bei gutem Sonnenschein regelmäßig über 800 Watt Strom erzeugen. Sind die Module an so einen Speicher angeschlossen, wandern bis zu 800 Watt ins Hausnetz, während der Überschuss jenseits der 800 Watt nicht verschwendet, sondern als Gleichstrom direkt in die Batterie geladen wird. Abends, nachts oder bei Bewölkung kann dieser Strom dann kontrolliert über den Wechselrichter ins Haus eingespeist werden.
Zukunftssicherheit bei möglicher Gesetzesänderung: In Deutschland wird immer wieder über eine Erhöhung der erlaubten Wechselrichterleistung diskutiert und spekuliert. Wer bereits Module mit bis zu 2.000 Wp Leistung hat, der muss im Falle einer Anhebung der Watt-Grenze nur den Wechselrichter tauschen, um die nächsthöhere Leistungsklasse voll auszunutzen.
Balkonkraftwerk mit mehr als 2.000 Wp möglich?
Mieter und Wohnungseigentümer kommen selten in die Verlegenheit, Solarmodule mit mehr als den erlaubten 2.000 Wattpeak an Leistung installieren zu können. Dafür reichen die verfügbaren Meter an Balkongeländer in der Regel nicht aus. Wer ein Haus bewohnt, der hat oft viel mehr Optionen: Er kann die Module zusätzlich in aufgeständerter Form im Garten oder auf der Terrasse aufstellen und Garagendach, Carport oder Gartenschuppen als Fläche nutzen; auch eine Richtung Süden ausgerichtete Hauswand eignet sich gut, um die PV-Panels vertikal zu montieren.
Obwohl vier handelsübliche Glas-Module recht viel Fläche beanspruchen – circa vier mal zwei, also acht Quadratmeter – gibt es also durchaus Hausbewohner, die auch ohne klassische Schrägdachnutzung, Platz für mehr Solarmodule und damit für mehr Wattpeak-Leistung haben. Zudem sind nicht nur die Preise für Balkonkraftwerk-Sets im Sinkflug, auch einzeln dazugekaufte Module sind heute deutlich günstiger als noch vor ein paar Jahren.
Allerdings ist die Haltung des Gesetzgebers an dieser Stelle eindeutig: Wer eine der beiden Grenzwerte (800 Watt beim Wechselrichter, 2.000 Wp bei der Modulleistung) überschreitet, der kommt nicht länger in den Genuss der Vorteile, die für Balkonkraftwerke greifen. Stattdessen muss dann ein Elektro-Fachbetrieb den elektrischen Anschluss der PV-Anlage vornehmen und auch die Anmeldung selbiger durchführen.

Wenn aus dem Balkonkraftwerk eine PV-Anlage wird…
Die Unterschiede zwischen und Gemeinsamkeiten von den beiden gängigen Solar-Varianten für Privathaushalte – also klassische PV-Anlage und Balkonkraftwerk – haben wir in folgendem gesonderten Ratgeber-Artikel für Sie aufbereitet. Dort finden Sie auch eine Übersicht der jeweiligen Vor- und Nachteile, inklusive der unterschiedlichen Vergütungsoptionen für ins Netz eingespeisten Strom.
Ein besonders spannender Aspekt ist bei beiden Modellen die Stromspeicherung: Bei einem Balkonkraftwerk entscheiden viele Aspekte (u.a. Zahl der Module, Stromverbrauch im Haushalt, Eigenverbrauchsquote) darüber, ob sich ein kleiner Solarspeicher – meist mit ein bis drei Kilowattstunden Kapazität – überhaupt lohnt. Bei einer ausgewachsenen PV-Anlage hingegen sollte man immer überlegen, ob man Geld in einen Batteriespeicher investiert – denn aufgrund des deutlich höheren Stromertrags ist es ohne Speicher gar nicht möglich, auf eine ähnliche hohe Eigenverbrauchsquote (zum Beispiel 60%) wie bei einem Balkonkraftwerk zu kommen.
Stattdessen muss man sich entscheiden, ob man darauf abzielt, nahezu den gesamten Strombedarf eines Hauses mit PV-Strom zu decken, oder ob man vor allem von der Einspeisevergütung profitieren und den überschüssigen Strom zu einem festen Preis pro Kilowattstunde ans öffentliche Stromnetz weitergeben möchte.
Die Komplexität dieser Entscheidung und der daraus resultierenden, finanziellen Konsequenzen sowie die anspruchsvollere Berechnung des zu erwartenden PV-Strom-Ertrags sind nur zwei der guten Gründe, warum schon die Planung einer großen PV-Anlage vom Know-how eines Solar-Fachbetriebs profitiert. Bei einem Balkonkraftwerk hingegen hält sich nicht nur das finanzielle Risiko in Grenzen, auch alle anderen Aspekte von der Statik bis hin zum Anschluss sind deutlich trivialer.
Was sind die Vorteile eines Balkonkraftwerks?
Balkonkraftwerke kosten als Komplett-Sets mittlerweile schon oft unter 500 Euro und werden in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen geliefert. Sie können von Laien in wenigen Stunden installiert und bei einem Umzug mitgenommen werden. Balkonkraftwerke eignen sich daher auch für Mieter und dürfen vom Vermieter neuerdings auch nicht mehr pauschal verboten werden. Zudem ist die Anmeldung einfach und schnell erledigt. Kurzum: Balkonkraftwerke stellen den idealen Einstieg in die spannende Welt der grünen Stromproduktion dar. Obendrein halten die Dinger ewig – ein halbwegs gut gepflegtes Balkonkraftkwerk kann über 25 Jahre lang Strom erzeugen.
Was sind die Nachteile eines Balkonkraftwerks?
Obwohl sie in der Regel nur ein bis vier Solarmodule nutzen brauchen auch Balkonkraftwerke Platz – wer einen sehr kleinen oder Richtung Norden ausgerichteten Balkon hat oder ein seltsam geformtes Geländer, der hat unter Umständen kaum Möglichkeiten, die klassischen Solarmodule zu verwenden. Zudem können zusätzliche Kosten entstehen, wenn im Haus oder der Wohnung keine Außensteckdose vorhanden ist. Wer darauf hofft, mit dem Strom aus einem normalen Balkonkraftwerk seinen gesamten Strombedarf zu decken, der ist auf dem Holzweg. Auch weil man oft am meisten Strom verbraucht, wenn gar keine Sonne scheint (also: abends), geht dieser Plan nicht auf.
Was sind die Vorteile einer PV-Anlage?
Klassische PV-Anlagen haben sich bewährt – wenn sie von einem kompetenten Fachbetrieb geplant werden, dann rechnen sie sich im Verlauf ihrer Lebenszeit eigentlich immer. Zudem sind sie langlebig und brauchen wenig Wartung. Wer sich für eine Einspeisevergütung für überschüssigen Strom entscheidet, der freut sich über Planungssicherheit, denn er erhält vom Bund die Garantie, dass er den zugesagten Preis pro Kilowattstunde Strom 20 Jahre lang bekommt. Eigenheimbesitzer können mit einer PV-Anlage zudem den Wert ihrer Immobilie steigern.
Was sind die Nachteile einer PV-Anlage?
Eine ausgewachsene Dach-PV-Anlage kann einen hohen vierstelligen oder sogar fünfstelligen Betrag kosten, vor allem wenn man sich für einen zusätzlichen Speicher entscheidet. Das will und kann sich bei weitem nicht jeder Haushalt leisten. Zudem braucht es dafür eigentlich ein eigenes Haus und eine stabile Zukunftsplanung – denn eine PV-Anlage umziehen, das lohnt sich nur sehr selten. Selbst wer sich die Dachmontage und den elektrischen Anschluss zutraut, der darf zumindest letzteres nicht selbst machen – hier muss ein Fachbetrieb ran, der dann auch die Anmeldung erledigt. Zudem kann es je nach Wohnort einige Monate dauern, bis so eine Anlage geplant, gekauft und installiert ist.
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