Holzschraube

Die richtige Schraube

Aus selbst 2/2023

Schrauben ermöglichen schnelle und sichere Verbindungen. Optimalen Halt und eine professionelle Optik erreichen Sie allerdings nur mit entsprechender Vorbereitung und fachgerechter Verarbeitung.

Die richtige Schraube ist für ein optimales Ergebnis das A und O.
Die richtige Schraube ist für ein optimales Ergebnis das A und O. Foto: sidm / MMM
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Ein entscheidender Vorteil des Schraubens gegenüber dem Verleimen oder Verkleben besteht darin, dass geschraubte Bauteile sofort miteinander verbunden sind und man sie im Bedarfsfall ohne größere Beschädigung des Werkstücks auch wieder trennen kann.

Doch mit einfachem Drauflosschrauben ist es nicht getan. Zuvor müssen Sie die Positionen der Schrauben markieren, ggf. vorbohren und senken und vor allem die richtige Schraube für das Vorhaben bestimmen.

Praxistipp: Sie wissen nicht genau, wie Sie vorbohren und senken? Dann sehen Sie sich unser Video an. Dieses hält das 1 x 1 der Verschraubungen für Sie parat:

Video Platzhalter
Video: Xcel Production

Mit richtiger Schraube ist in erster Linie die geeignete Länge und Dicke gemeint, aber auch die Form und der Antrieb des Schraubenkopfs, die Farbe der Schraube und der Korrosionsschutz der Oberfläche in Bezug auf den Einsatzort. Auch sollten Sie sich im Vorfeld darüber im Klaren sein, ob die Schrauben verdeckt liegen oder sichtbar sind – im zweiten Fall ist auf eine besonders saubere Ausführung der Verbindung und ggf. einen attraktiven Schraubenkopf zu achten.

Welche Holzschrauben gibt es?

Ein wichtiges Unterscheidungskriterium von Schrauben für den Verarbeiter ist der Antrieb oder Kraftangriff. Gängige Systeme sind hierbei der kreuzförmige Pozidriv-Antrieb und das gewellt sternförmige Torx-"Innensechsrund"-System (T, TX).

  Foto: sidm / MMM

Phillips- (PH) und Schlitz-Antriebe spielen beim Holzbau allenfalls bei Schnellbauschrauben und für historische bzw. optische Zwecke noch eine Rolle. Von Heimwerkern wird nach wie vor häufig Pozidriv (PZ) verwendet, Torx ist allerdings das technisch überlegene System, weil hier deutlich höhere Drehkräfte ohne starken Andruck beschädigungsfrei übertragen werden können.

Gegenüber konischen Antrieben wird auch der sogenannte Cam-out-Effekt, das Herausdrücken der Schraubklinge aus dem Antrieb, verhindert. Hersteller haben zudem das Einschraubverhalten ihrer Schrauben immer weiter verbessert: Schneidspitzen, partielle Doppelgewinde, gewellte Gewindegänge, Fräsrippen und Gleitbeschichtungen erlauben oft ein energieschonendes und effizientes Verschrauben – teils auch ohne Vorbohren und Ansenken. Im Holzbau spielt aber auch die Gewindelänge eine wichtige Rolle: Teilgewindeschrauben ermöglichen gegenüber Vollgewindeschrauben, dass Bauteile fest an den Untergrund gezogen werden, da sich der gewindefreie Teil im anzuschraubenden Bauteil befindet. 

Holzschrauben richtig benutzen

Viele Hölzer neigen beim Verschrauben ohne Vorbohren zum Reißen: Die eindringende Schraube verdrängt dann das Holz. Dabei sind nicht nur die Schraube und die Holzart daran schuld, auch die Abstände zum Rand beeinflussen das Reißverhalten. Wird im Kerndurchmesser der Schraube vorgebohrt und für den Kopf gesenkt, bleibt das Holz intakt. Aber das Vorbohren allein verhindert bei Senkkopfschrauben nicht immer das Reißen. Der Kopf kann wie ein Spaltkeil wirken. 

Wie finde ich die richtige Holzschraube?

Schrauben werden aus unterschiedlichen Materialien und mit verschiedenen Beschichtungen angeboten. Seit September 2017 müssen jedoch alle Hersteller von Schrauben dank der REACH-Verordnung auf das als krebserregend geltende Chrom-VI verzichten.

Schrauben für Holzverbindungen bestehen in der Regel aus Stahl, der verzinkt und gelb oder blau passiviert wird. Diese Veredelung bietet einen gewissen Korrosionsschutz, der aber nicht dauerhaft feuchtraum- bzw. wetterfest ist, zumal die Schraube am Antrieb, aber auch am Gewinde durch den Widerstand beim Eindrehen immer etwas von Ihrer Oberflächenvergütung einbüßt.

Eine Alternative für unauffällige Verschraubungen in dunklen Hölzern sind brünierte Schrauben. In Sachen Korrosionsschutz überlegen sind Schrauben aus Edelstahl, die deshalb auch bei der Montage von Holzterrassen erste Wahl sind. Nachteil: Edelstahl ist viel weicher als Stahl. Bei der Verarbeitung müssen Sie daher hohe Eindreh- und Anziehmomente vermeiden, sonst kann der Schraubenkopf abreißen – vor allem bei Harthölzern wie  z. B. Bangkirai oder (streng genommen kein Holz) bei Bambus.

Ein Beispiel für technisch sinnvolle Beschichtungen ist die Phosphatierung von Schnellbauschrauben: Die schwarze Beschichtung vermeidet beim Kontakt mit dem im Gipskarton vorhandenen Calciumsulfat chemische Reaktionen, die zu Korrosion bzw. Verfärbungen führen würden.

Holzschrauben: Welche Unterschiede gibt es?

Für jedes Material gibt es unterschiedliche Schrauben. Doch das ist noch längst nicht alles! Denn selbst Holzschrauben unterscheiden sich. Dann die richtige zu finden ist gar nicht einfach. Damit Sie die Unterschiede kennen, haben wir hier die größten einmal zusammengefasst. Dabei geht es um die Schraubengröße, die Schraubenkopf-Form, die Oberflächenbeschichtung und den Antrieb.

Die richtige Schraubengröße

Hersteller von Schrauben machen es einem leicht, die richtige Schraube zu finden. Schrauben werden in Millimetergrößen angegeben. Bei der hier gezeigten Schraubenverpackung mit 5-x-60er-Schrauben wird zunächst die Schraubendicke – 5 mm –, dann die Schraubenlänge – 60 mm – angegeben.

Details zur Schraubendicke und Länge sowie ein Sichtfenster geben Aufschluss. Foto: sidm / MMM

Außerdem finden Sie den Antrieb der Schraube – T 20 – im orangefarbenen Streifen –, ein Kürzel für den Spax-T-Star plus Kraftangriff, eine spaxeigene Version des Torx-Antriebs (der mit T oder TX abgekürzt wird) und mit diesem weitestgehend kompatibel ist. Die Zahl nach dem T (hier 20) steht für die Größe des Kraftangriffs, also die Bitgröße.

Über den Korrosionsschutz gibt bei Spax der dreistellige Code "A2L" Aufschluss. Das erste Zeichen steht für das Überzugsmaterial, das mittlere für die Schichtdicke und das dritte für den Glanzgrad und die Nachbehandlung. "A2L" steht für einen umweltfreundlichen Chrom-VI-freien Überzug namens Yellox, der gegenüber der blanken Verzinkung mit gleicher Schichtstärke einen deutlich höheren Korrosionsschutz bietet.

Schließlich informiert der Begriff 4Cut über die wellige Vierkant-Ausformung der Schraubenspitze für leichteres Eindrehen. Ein Sichtfenster in der Verpackung gewährt die direkte Übersicht. Bei der Schraubendicke muss Ihnen bewusst sein, dass sie sich auf den Durchmesser des Gewindes bezieht.

Der sogenannte Schraubenkern (ohne Gewinde) ist für das Vorbohren wichtig. Foto: sidM / MMM

Der Kerndurchmesser ist die massive Seele der Schraube ohne Gewinde. Beim Vorbohren ist dieses Maß (mit der Schieblehre gemessen) wichtig. 

Schraubenkopf-Formen

Gerade beim Verschrauben von Holz soll der Schraubenkopf in der Regel im Holz versenkt liegen. Für solche Anwendungen werden sogenannte Spanplattenschrauben mit Senkkopf (A) verwendet. Der für den Antrieb breite Kopf läuft dabei konisch bis zum Schraubenschaft zu. Dabei kann das Holz jedoch spleißen, wenn nicht vorgebohrt wurde.

Das Bild zeigt einige gängige Schraubenköpfe. Es gibt natürlich noch weitere. Foto: sidm / MMM

Einige Schrauben besitzen an diesem Konus Rippen (B), die entweder das Reißen reduzieren (Fräsrippen) oder dem zu tiefen Eindrehen vorbeugen sollen (Bremsrippen). Halbrundkopfschrauben (C) liegen auf dem zu verschraubenden Material, nicht darin. Linsenkopfschrauben (D) sind eine optisch attraktive Alternative zum Senkkopf. 

Der Halbrundkopf findet meist dort seinen Einsatz, wo ein harter Werkstoff (z. B. ein Metallprofil) auf Holz geschraubt wird. Rückwandschrauben mit breitem Flachkopf verhindern, dass sich der Schraubenkopf durch dünnes Holz (z. B. eine Hartfaserplatte) zieht. 

Oberflächenbeschichtung von Schrauben

Die meisten Schrauben mit selbstschneidendem Gewinde sind silberfarben oder gelblich, je nachdem, welche Oberflächenbeschichtung sie erhalten haben.

Hier ein paar Beispiele (v.l.): Edelstahlschraube, blank verzinkte Schraube, gelb passivierte Schraube, echte Messingschraube (oder vermessingt, dann ist die Schraube stabiler und magnetisch), schwarz phosphatierte Schraube, brünierte Schraube. Foto: sidm / MMM

Allerdings gibt es weit mehr Schraubenfarben. Hintergrund ist, dass der Schraubenkopf im Holz so wenig wie möglich auffallen oder aber die Schraube bestimmte Eigenschaften besitzen soll.

Verschiedene Antriebe für Schrauben

Entscheidend beim Antrieb einer Schraube ist, wie gut sich das Drehmoment übertragen lässt. Bekannt ist sicher, dass beim Eindrehen von Schlitz- oder Phillipsschrauben fest auf den Akkuschrauber bzw. Schraubendreher gedrückt werden muss, sonst will die Klinge aus dem Schraubenkopf hochrutschen. Diesen Effekt gibt es auch noch leicht bei Pozidriv (PZ), nicht aber bei Torx (T, TX) und natürlich auch nicht bei Schlüsselschrauben. 

Weitere Schraubenarten beim Holzbau

Beim Holzbau werden noch weitaus mehr Schrauben verarbeitet, hier ein paar Beispiele: Einschraubmuttern, umgangssprachlich auch Rampamuffen genannt, besitzen außen ein selbstschneidendes (Holz)-Gewinde und innen ein metrisches Gewinde. Sie müssen exakt vorgebohrt und senkrecht eingedreht werden. Auch für klassische PZ-Antriebe gibt es (verschiedenfarbige) Abdeckkappen zum Aufstecken; solche Kreuzkappen halten jedoch nicht besonders sicher. Besser halten Kappen mit Dorn für Schrauben mit einem Kopfloch. Stockschrauben besitzen einen selbstschneidenden und einen metrischen Gewindeteil. Wie bei Einschraubmuttern ist ihr Einsatz sinnvoll, wenn Holzbauteile häufiger zerlegt werden sollen. 

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