Stromertrag top, Halterungen nicht

Stiftung Warentest vergleicht Balkonkraftwerke: Nur zwei Produkte sind empfehlenswert

Balkonkraftwerke sind längst in aller Munde. Um Verbrauchern den Kauf der richtigen Mini-Solaranlage zu erleichtern, hat Stiftung Warentest einige Produkte unter die Lupe genommen. Das sind die überraschenden Ergebnisse – und was die Hersteller dazu sagen.

Balkonkraftwerke Stiftung Warentest
Stiftung Warentest hat insgesamt acht Balkonkraftwerke überprüft und das beste Modell bestimmt. Foto: Selbst/Canva
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Immer mehr Menschen möchten Stromkosten einsparen und bei der dezentralen Energiewende mitmachen – viele davon greifen zu einem Balkonkraftwerk. Möglicherweise haben Ihre Nachbarn bereits ein Solarmodul an der Fassade oder dem Balkon angebracht oder sogar mehrere Module im Garten aufgestellt, so dass auch Sie sich mit dem Gedanken befassen, ein Balkonkraftwerk anzuschaffen.

Gut, dass sich Deutschlands bekannteste Verbraucherorganisation Stiftung Warentest mit dem Thema in der Praxis auseinandergesetzt hat. Insgesamt acht Balkonkraftwerke wanderten auf den Prüfstand, die Ergebnisse sind seit dem 22. Mai 2025 online einsehbar.

Die Testkandidaten des mit "Stromerzeuger mit Schwachstellen" betitelten Vergleichstests wurden hinsichtlich folgender Kriterien bewertet:

  • Stromerzeugung: 40 Prozent (Wirkungsgrad mit und ohne Schatten sowie bei starker Hitze)

  • Stabilität: 30 Prozent (Beständigkeit des Materials bei Belastung durch Wind und Schnee, Regendichtigkeit, Schlagfestigkeit)

  • Handhabung: 20 Prozent (Vollständigkeit der Gebrauchsanleitung, Montage und Funktionalität)

  • Sicherheit: 5 Prozent (Verletzungsgefahr durch Material, elektrische Sicherheit)

  • Elektromagnetische Verträglichkeit: 5 Prozent (abgegebene elektromagnetische Leistungen des Wechselrichters)

Aus den oben aufgeführten Punkten ergibt sich die Gesamtnote, deren Aufschlüsselung man aus der Schule kennt – 1 (sehr gut) bis 6 (ungenügend). Zudem führt Stiftung Warentest eine Abwertung bei der Gesamtnote durch, wenn einzelne Test-Kategorien schlecht ausfallen: "Lautete das Urteil für die Stabilität 'ausreichend', konnte das Qualitäts­urteil maximal eine Note besser, bei 'mangelhaft' nicht besser sein. War die Belastung durch Wind und Schnee 'ausreichend' oder schlechter, konnte das Urteil für die Stabilität nicht besser sein."

Hinweis: In diesem Artikel finden Sie nur die besten zwei Positionen, da die restlichen sechs Balkonkraftwerke eine ungenügende/nicht-nennenswerte Endnote erhalten haben.

Den vollständigen Test, erneuert im Mai 2025, finden Sie hier zum Nachlesen.

Hinweis: Das Angebot der Website von Stiftung Warentest ist teilweise kostenpflichtig, dazu zählen auch die kompletten Ergebnisse eines Vergleichstests – wie hier beim Balkonkraftwerk-Test. Zudem ist besagter Test auch in der neuesten Print-Ausgabe des Stiftung-Warentest-Magazins 06/2025 enthalten.

Platz 1: Balkonkraftwerk von GreenSolar ist der Testsieger

Das beste Testurteil erzielte das Balkonkraftwerk von GreenSolar mit zwei Solarmodulen von Kioto Solar und 450 Wp Leistung pro Panel, welches insgesamt mit "gut" (2,2) bewertet wurde. Besonders in Sachen "Stabilität" überzeugte die Anlage die Tester und erhielt demnach die (überdurchschnittliche) Note 1,9.

Bei Amazon ist das getestete Komplettset leider nicht erhältlich, dafür ein in puncto Wattpeak-Leistung vergleichbares Produkt der Firma flex-energie. Der Vorteil: Sie zahlen deutlich weniger dafür. Der Nachteil: Halterungen für die Solarmodule sind hier leider nicht im Lieferumfang inbegriffen.

Einige Stiftung-Warentest-Ergebnisse des GreenSolar Balkonkraftwerks Universaldach 900/800 bifazial (Gesamtnote 2,2 – "gut") im Detail:

  • PV-Modul: Kioto Solar KPV 450Wp HC NE

  • Maße des PV-Moduls: 176 x 113 cm

  • Jahresertrag Balkon mit Südausrichtung (getestet in Würzburg, ohne Verschattung, senkrecht angebracht): 700 kWh

  • Jahresertrag Balkon mit Ostausrichtung (getestet in Würzburg, ohne Verschattung, senkrecht angebracht): 530 kWh

  • Jahresertrag Flachdach mit Südausrichtung (getestet in Würzburg, ohne Verschattung, waagrecht angebracht): 860 kWh

  • mittlerer Ladenpreis: 515 Euro

Platz 2: Minimal schwächer, dafür günstiger

Die Testnote 2,4 vergab die Stiftung-Warentest-Jury an das Balkonkraftwerk Heckert Solar Zeus Smartsystem 800+ Flachdach, dessen Module jeweils 445 Wp Leistung haben. Das Expert*innen-Team von Stiftung Warentest zeichnete die "Stabilität" gar mit einer 1,0 aus, wofür auch die beim Set verwendete Halterung des Herstellers NuoSol beiträgt. Dafür bekam das Testmodell in der Kategorie "Stromerzeugung" nur noch ein knappes "befriedigend" (3,4). Im Vergleich mit dem Testsieger von GreenSolar ist der deutliche günstigere Preis hervorzuheben, laut Stiftung Warentest betrug der mittlere Ladenpreis des Zweitplatzierten lediglich 329 Euro.

Auch dieses Modell gibt es nicht bei Amazon zu kaufen. Allerdings gibt es im Store des Solar-Spezialisten Spaun bifaziale Solarmodule von Jolywood mit vergleichbaren Leistungsmerkmalen (445 Wp Leistung) wie beim Test-Zweiten von Heckert Solar.

Einige Stiftung-Warentest-Ergebnisse vom Heckert Solar Zeus Smartsystem 800+ Flachdach (Gesamtnote 2,4 – "gut") im Detail:

  • Solarmodul: Heckert Zeus 1.0 108 M 445 43

  • Maße des PV-Moduls: 176 x 113 cm

  • Jahresertrag Balkon mit Südausrichtung (getestet in Würzburg, ohne Verschattung, senkrecht angebracht): 670 kWh

  • Jahresertrag Balkon mit Ostausrichtung (getestet in Würzburg, ohne Verschattung, senkrecht angebracht): 510 kWh

  • Jahresertrag Flachdach mit Südausrichtung (getestet in Würzburg, ohne Verschattung, maximaler Anstellwinkel): 1.000 kWh

  • mittlerer Ladenpreis: 329 Euro

Die weiteren Platzierungen bei Stiftung Warentest

Der dritte Platz (Note: 3,0 – "befriedigend") ging an ein 880-Wp-Set des Herstellers EPP Solar, der mehreren Internet-Quellen zufolge von einer Insolvenz betroffen ist. Mittlerweile ist auch die Website des Anbieters offline.

Fünf weitere Balkonkraftwerke im aktuellen Test wurden von Stiftung Warentest mit der Gesamtnote "mangelhaft" (5,0) abgestraft – und das trotz vieler guter Noten in entscheidenden Einzelkategorien wie der Stromerzeugung oder der Handhabung. Grund dafür war stets die Einzelnote "mangelhaft" in der Kategorie Stabilität. Stiftung Warentest bezeichnete die mitgelieferten Halterungen der Hersteller Anker, Kleines Kraftwerk, Priwatt, PVundSO sowie Yuma sogar wortwörtlich als Schrott, weil "sie sich bei starkem Wind verbiegen oder sogar brechen können."

Angesichts der möglichen Signalwirkung positiver wie negativer Bewertungen durch Deutschlands bekannteste Test-Institution gaben bereits mehrere der negativ bewerteten Hersteller eigene Stellungnahmen heraus, um die Ergebnisse aus ihrer Sicht einzuordnen.

Markus Stuck, Geschäftsführer von Kleines Kraftwerk, äußerte sich sachlich und wertschätzend, ging dabei aber gleichzeitig in die Offensive: "Wir schätzen die Arbeit der Stiftung Warentest grundsätzlich sehr und begrüßen unabhängige Produkttests als wertvollen Beitrag zur Orientierung. Dennoch möchten wir zu diesem speziellen Testergebnis eine differenzierte Sichtweise beitragen. Aus unserer Sicht spiegelt das Urteil die tatsächliche Produktqualität nicht wider und führt zu einer systematischen Verzerrung des Testergebnisses zu Lasten mehrerer Hersteller."

Kleines Kraftwerk sieht sich selbst "als Hersteller qualitativ hochwertiger und sicherer Balkonkraftwerke", nimmt das Ergebnis ernst und hat einen medienwirksamen Selbsttest durchgeführt und als Video hochgeladen. Dabei wurde das Produkt laut dem Hersteller "einem eigenen Belastungstest unterzogen: Ein PV-Modul wurde mit einem Gewicht von 380 Kilogramm belastet – entsprechend ca. 1.900 Pascal. Die Halterung blieb dabei vollständig stabil und unverändert."

Zudem kritisierte man folgende Punkte des Tests: "Die Bewertung der Stabilität basiert auf extremen Belastungsszenarien, die weit über den gängigen statischen Anforderungen des deutschen Markts liegen (bis zu 5.400 Pascal). In unserem Fall wurde ein Glasbruch im PV-Modul als Versagen der Halterung gewertet – obwohl diese unversehrt blieb. Wir halten diese Gleichsetzung für nicht sachgerecht."

Auch Yuma gab auf seiner Website eine Stellungnahme zum Urteil der Stiftung Warentest ab: Der Hersteller verwies auf ansonsten sehr gute Bewertungen, unter anderem von Computer Bild, und zeigte sich überrascht vom Ergebnis.

Das Fazit des Herstellers lautet: "Die im Test angewandten Belastungen liegen nach unserer Auffassung um ein Vielfaches über den in der Praxis vorkommenden Extremwerten. Insgesamt halten wir die Praxisrelevanz der Testbedingungen für fragwürdig, da sie die tatsächlichen Belastungen nicht angemessen widerspiegeln, denen unser System im normalen Gebrauch in Deutschland ausgesetzt ist."

Darüber hinaus geht auch Yuma in die Offensive: „Zur besseren Nachvollziehbarkeit der Gesamtergebnisse benötigen wir weitere Informationen wie Versuchsaufbau, Messprotokoll und Schadensbilder. Hierzu sind wir bereits im Austausch mit Stiftung Warentest, um ihre Ergebnisse besser nachvollziehen zu können.“ Der Hersteller weiter: „Da wir von der Sicherheit und Stabilität unseres Flachdach-Montagesystems überzeugt sind, haben wir unabhängige Tests durch den renommierten TÜV SÜD durchführen lassen. Den Versuchsaufbau und die detaillierten Testergebnisse geben wir in voller Transparenz weiter.“

Den in Auftrag gegebenen Test-Report vom TÜV Süd stellt Yuma interessierten Lesern als Download zur Verfügung und betont: "Die Ergebnisse belegen, dass unsere Systeme praxisnahen Prüfungen standhalten und die Sicherheit und Stabilität unserer Produkte unter realistischen Bedingungen einwandfrei nachgewiesen sind."

Bestseller-Balkonkraftwerk bei Amazon

Wenn Sie einen Verkaufsschlager aus dem Sortiment des Versandriesen suchen, sind Sie bei Solakon an der richtigen Adresse. Die Module leisten jeweils 445 Wp, im Set ist zudem ein 800-Watt-Wechselrichter enthalten.

Selbst.de hat für Solar-Interessierte viele weitere Ratgeber rund um Balkonkraftwerke am Start: Egal ob es um die besten Wechselrichter, Balkonkraftwerke vom Discounter oder die Verwendung der Steckersolargeräte als sogenannte Inselanlagen geht. Auch der Schutz gegen Sturm, Hagel und Gewitter, die Unterschiede zu großen PV-Anlagen oder ein Trick, wie man mit alten Stromzählern richtig Geld sparen kann, finden Sie bei uns.

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