Barrierefrei bauen

So wird Ihr Haus barrierefrei

Aus selbst ist der Mann 6/2023

Wer sich Stufen und Schwellen spart, baut nicht nur für die Zukunft vor, sondern lebt direkt sicherer und komfortabler. Wir geben Tipps zum barrierefreiem Bauen.

Automatische Türen: Elektronik erlaubt den Zutritt per Transponder, Keypad, Fingerscanner oder berührungslos per Bluetooth.
Automatische Türen: Elektronik erlaubt den Zutritt per Transponder, Keypad, Fingerscanner oder berührungslos per Bluetooth. Foto: Hersteller / VFF/Siegenia, Schellenberg
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Unfälle haben andere und alt sind wir noch lange nicht, denken viele. Und so baut man abenteuerliche Hauseingänge, spart sich breite Türen und Bewegungsspielraum in Bad und Küche. Sinnvoll wäre es freilich, wenn man bei Sanierungsmaßnahmen oder beim Neubau direkt an das barrierefreie Bauen denkt. Denn so muss man später nicht aufwendig umbauen oder gar ausziehen. Wir zeigen, worauf Sie beim barrierefreiem Bauen achten sollten.

Von vornherein bequem und später hilfreich ist ein ebener Hauseingang. Bei Hochparterre hilft eine Rampe mit maximal sechs Prozent Gefälle. Dafür reicht sogar am Reihenhaus oftmals der Platz aus. Sowohl Haustüren als auch Innentüren sollten mindestens 90 cm breit sein, sich 90 Grad weit öffnen lassen, und der Boden in dem Bereich sollte möglichst schwellenlos ausfallen. Spätestens an Treppen müssen Handläufe auf 85 cm Höhe angebracht werden, am besten zu beiden Seiten. Geschlossene Treppen bieten natürlich auch mehr Sicherheit als offene Stufen. Teppichtrittstufen sind zwar rutschfest, stellen aber wiederum eine kleine Stolperfalle dar. Besser die Treppen rutschfest beschichten oder komplett mit Teppich oder anderem rutschfesten Material bekleben.

Barrierefrei bauen: Küche & Bad

Im Bad oder in der Küche direkt auf die Verlegung von rutschfesten Fliesen achten (die Rutschfestigkeit ist in Bewertungsklassen eingeteilt: Klasse C steht für maximale Rutschfestigkeit (Bodenbeläge in öffentlichen Duschbereichen/ Schwimmbädern), Klasse B ist der Mindeststandard im barrierefreien Bad und Klasse A bedeutet "nur" rutschhemmend).

Achten Sie auf ausreichend Bewegungsspielraum: Mindestens 150 x 150 cm um WC und Waschtisch sollte vorhanden sein, letzterer muss unterfahrbar sein (Unterkante auf ca. 68 cm), und eine bodengleiche, große Dusche ist ebenfalls einzuplanen und mit Sicherheit heute schon komfortabel. Vieles davon muss nicht mehr kosten, wenn man es direkt einplant. Nur nachträglich wird es teuer.

Barrierefreies Bauen finanzieren

Apropos Kosten: Die KfW-Bank fördert über ihre Programme "Altersgerecht Umbauen" entsprechende Maßnahmen durch zinsgünstige Kredite und Investitionszuschüsse – sofern man DIN-gerecht und professionell umbauen lässt. Fördergelder können alle beantragen, die ihr Zuhause barrierefrei umbauen möchten. Der Antrag auf Förderung muss vor Baubeginn bzw. vor Beginn der Maßnahmen gestellt werden – bei der KfW oder Ihrer Hausbank. Auch ein Riester-geförderter Bausparvertrag kann für barrierefreie Umbaumaßnahmen genutzt werden. Gleichfalls sind Handwerkerkosten dafür von der Steuer absetzbar.

Barrierefrei bauen: Darauf müssen Sie achten

Heute schon an morgen denken und ausreichende Vorkehrungen treffen. Das ist besonders beim Hausbau oder bei der Sanierung ein guter Rat. Denn wer noch lange in seinem Haus wohnen möchte, sollte auch schon ans Alter denken. Gerade dann sind viele Dinge, die heute schön sind, eher unpraktisch. Wer sein Haus barrierefrei machen möchte, sollte diese Tipps kennen.

Rollstuhlgerechtes Haus

Barrierefreiheit bedeutet nicht nur zukunftsfähig wohnen, sondern auch schon heute mehr Komfort zu Hause. Wenn Sie Wohnung oder Haus alters- oder behindertengerecht gestalten möchten, rechnen Sie in allen Plänen den Wendekreis und die Höhe eines Rollstuhls mit ein.

  • Keine Schwellen oder Einzelstufen am Eingang, im Haus oder Garten
  • Zugang zum Hochparterre ggf. mit einer Rampe barrierefrei gestalten
  • Mindestens 90 cm breite Türdurchgänge vorsehen
  • Mindestens 150 x 150 cm freie Fläche in Räumen und vor Türen
  • Alle Türen (auch WC-Türen!) immer zum größeren Raum hin öffnen
  • Rutschfeste, strapazierfähige Fußboden- und Treppenbeläge wählen
  • Fußabstreifer oder feste Matte am Eingang im Bodenbelag schwellenfrei versenken
  • Einfache und ausreichend breite Treppenform wählen, überstehende Stufen vermeiden
  • Griffigen Handlauf auf beiden Treppenseiten vorsehen (auch für Kinder hilfreich)
  • Treppe blendfrei ausleuchten
  • Flexible Grundrisse und Verzicht auf feste Trennwände ermöglichen individuelle Raumaufteilungen im Pflegefall (zwei ehemalige Kinderzimmer lassen sich zu großzügigem Pflegezimmer zusammenfassen)
  • Wände im Bad massiv mauern zur Montage von Haltegriffen, Stütz- und Hebevorrichtungen, bodengleiche Duschwanne vorsehen
  • Wer anfangs auf die Wanne verzichtet, der sollte Platz für den nachträglichen Einbau einer Wanne mit Lifter lassen
  • Waschtische mit Unterputzsiphons sind mit Rollstühlen unterfahrbar
  • Rollläden mit elektrischen Hebern ausstatten
  • Fenster/Dachfenster für elektrische Öffnung vorbereiten – oder direkt entsprechend ausstatten
  • Leerrohre für den Anschluss zusätzlicher elektrischer Geräte vorsehen
  • Schalter mit breiter Grifffläche wählen (für Sehbehinderte) und in rollstuhltauglicher Höhe einbauen
  • Blendfreie Leuchten am Hauseingang, im Flur und auf der Treppe montieren
  • Außenleuchten mit Bewegungsmeldern installieren
  • Haustür eventuell mit elektronischer Öffnungsmechanik ausrüsten
  • Klingelanlage mit Videokamera, Gegensprechanlage und – vor allem in Mehrfamilienhäusern/Wohnungen – automatische Tür.ffner vorsehen
  • Carports, Garagen und Stellplätze ohne Stufen und mindestens fünf Meter lang und dreieinhalb Meter breit planen. So können Rollstuhlfahrer oder auch Personen mit Rollator bequem ein- und aussteigen

Die Voraussetzung für einen glatten, barrierefreien Bodenbelag ist ein ebener Untergrund. Auf zementären Untergründen gelingt das gut mit Ausgleichsmassen. Auf Holzbalkendecken geht das nur, wenn man Fugen mit Acryl verschließt und Gewebe in eine flexible Ausgleichsmasse einbindet. Besser ist es hier aber meist, die Fläche mit Trockenschüttung und Trockenestrich auszugleichen. So können auch größere Unebenheiten egalisiert werden, mit gebundenen Schüttungen abschnittsweise sogar bis zu 2 m!

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