Einbau Holzfenster

Fenstereinbau nach RAL – was bedeutet das?

Der Einbau von Holzfenstern ist technisch anspruchsvoll: Der Dichtigkeit der Anschlussfugen gebührt größte Aufmerksamkeit. Lernen Sie, wie Sie fachgerecht Holzfenster einbauen.

Einbau Holzfenster
Foto: Adobe Stock / Ingo Bartussek
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Fenster haben sich zu wahren Hightech-Produkten entwickelt und glänzen durch Ihre Energieeffizienz. Über moderne Fenster mit Dreifachverglasung und Uw-Werten von teils unter 0,8 W/(m²K) geht nur noch ein Bruchteil der Raumwärme verloren – und das selbst bei großen Glasflächen.
Für den Verbraucher entstehen dadurch in erster Linie finanzielle Vorteile: Die Heizkosten sinken spürbar. Der geringere Energieverbrauch ist aber gleichermaßen ökologisch wertvoll. Daher gibt es mittlerweile – mit besonderem Blick auf die ambitionierten Klimaziele der Bundesregierung – auch von staatlicher Seite aus strenge energetische Anforderungen an die Glasflächen. Für die Modernisierung in Bestandsgebäuden wird im Gebäudeenergiegesetz (GEG) vorgeschrieben, dass neue Fenster einen Uw-Wert von maximal 1,3 W/(m²K) aufweisen dürfen.

Diesen Ansprüchen kann jedoch auch die innovativste Fenstertechnik nicht gerecht werden, wenn das Fenster unsachgemäß eingebaut wird. Bei einer nicht fachgerechten Fenstermontage kommen die gewünschten Eigenschaften in puncto Sicherheit, Schallschutz und Wärmeschutz nämlich gar nicht erst zum Tragen.

Die größte Fehlerquelle: Der Fugenbereich

Ein Fensterprofil lässt sich nicht komplett lückenlos ins Mauerwerk einsetzen. Kommt es in dem Zwischenraum jedoch zum unkontrollierten Luftaustausch, wird der Wohnkomfort schnell in Mitleidenschaft gezogen: Durch Wärmebrücken verringert sich nicht nur die Energieeffizienz der neu eingebauten Fenster, auch Feuchtequellen im Mauerwerk können entstehen. Größte Schwachstelle und somit Gefahrenherd bei der Montage ist also der Fugenbereich zwischen Fensterrahmen und Mauerwerk.
Um Wärmeverluste und Feuchtigkeitsschäden von vornherein ausschließen zu können, ist es deshalb entscheidend, die Anschlussfuge umlaufend luftdicht, wärmedämmend und schlagregenfest abzudichten.

Genau das ist der Anspruch, wenn von der sogenannten Fenstermontage nach RAL die Rede ist. Diese darf nicht als eine Ansammlung konkreter Arbeitsschritte verstanden werden, vielmehr handelt es sich bei der RAL-Montage um einen allgemeingültigen Qualitätsstandard für den Fenstereinbau. Grundlage dafür ist ein Montageleitfaden, erstellt von der RAL-Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren in Zusammenarbeit mit dem ift Rosenheim (Institut für Fenstertechnik). In dem Leitfaden werden in regelmäßiger Neuauflage aktueller Stand und die anerkannten Regeln der Technik hinsichtlich Abdichtung, Dämmung und Befestigung beschrieben.

Übrigens: Nicht zu verwechseln ist die RAL-Montage mit dem RAL-Gütezeichen. Von RAL anerkannte Gütegemeinschaften vergeben die Gütezeichen für Waren und Leistungen, um die besondere Qualität dieser hervorzuheben. So auch die Gütegemeinschaft Fenster und Haustüren für die fachgerechte Fenstermontage, wenn ein Betrieb erwiesenermaßen alle Vorgaben des RAL-Montageleitfadens erfüllt. Nach Schulungen und erfolgreicher Erstprüfung obliegt die regelmäßige Fremdüberwachung dem Institut für Fenstertechnik ift Rosenheim. Führen Handwerker das Gütezeichen, ist der Einbau nach den anerkannten Regeln der Technik und somit eine hochwertige Fenster-Isolierung garantiert.

Das 3-Ebenen-Prinzip der RAL-Montage

Planen Sie eine Fenstermodernisierung in den eigenen vier Wänden, sollten Sie eine klare Idee davon haben, welchem Prinzip die Montage nach RAL folgt – ganz gleich, ob Sie den Einbau selbst in die Hand nehmen oder aber einen externen Dienstleister heranziehen und dessen Arbeitsweise besser beurteilen wollen. Nur so gehen Sie sicher, dass auch das volle Potenzial Ihrer neuen Fenster ausgeschöpft wird.

Einbau Holzfenster
Kompriband am Holzfenster dichtet den Rahmen zur Laibung hin ab. Foto: Adobe Stock / zlikovec

Wie bereits angedeutet, ist die RAL-Montage funktions- und nicht materialorientiert. Besonderes Augenmerk liegt auf den speziellen Anforderungen an die verschiedenen Abdichtungsebenen im Fugenbereich. Die konkrete Einbauweise (Befestigungsart, Abdichtungssystem etc.) hängt hingegen von der Art des Bauanschlusses (Sanierung oder Neubau) ab.

Lange Zeit war es beim Fenstereinbau gang und gäbe, die umlaufenden Fugen schlichtweg mit Montageschaum (PU-Schaum) auszufüllen und anschließend abzuputzen. Durch ein solches Vorgehen wird aber dem physikalischen Vorgang der Wasserdampfdiffusion nicht ausreichend Rechnung getragen. Damit gemeint ist die Eigenbewegung des in der Luft enthaltenen Wasserdampfes durch Bauteile hindurch – und zwar von der Seite des höheren Dampfdrucks (im Regelfall der Innenraum aufgrund höherer Temperatur und Luftfeuchtigkeit) in Richtung des Druckgefälles. Da PU-Schaum nicht diffusionsdicht ist, kann sich der Wasserdampf auch durch die Fensterfuge langsam seinen Weg nach außen bahnen, wenn ausschließlich dieses Material zur Abdichtung verwendet wird. Problematisch dabei ist, dass die Dampfdiffusion Kondensatbildung im Fugenbereich begünstigt – das Wasser vermindert die Dämmung und führt zur Schimmelbildung.

Beim Fenstereinbau nach RAL steht daher, unabhängig von der konkreten Vorgehensweise bei der Montage, das sogenannte 3-Ebenen-Prinzip im Vordergrund. Dieses Prinzip basiert auf demselben bauphysikalischen Grundsatz, der auch für die restliche Fassade gilt: Innen dichter als außen. Dafür wird die Anschlussfuge in drei Abdichtungsebenen mit jeweils unterschiedlichen Funktionen ausgeführt:

  • Innere Ebene: Raumseitig muss eine luftdichte, aus oben genannten Gründen insbesondere aber auch eine dauerhaft diffusionsdichte Trennung von Raum- und Außenklima geschaffen werden.
  • Mittlere Ebene: Die mittlere Ebene bzw. der Zwischenraum wird mit einem Dämmmaterial gefüllt. Sowohl Wärme- als auch Schalldämmung werden hier realisiert.
  • Äußere Ebene: Die Abdichtung an der Außenseite muss witterungsbeständig und insbesondere schlagregendicht sein. Im Gegensatz zur inneren Dichtung ist die äußere Ebene jedoch diffusionsoffen auszuführen. Sollte Feuchtigkeit trotz aller Vorkehrungen in die Fuge eindringen, ist so sichergestellt, dass diese auch wieder abgeführt wird.

Möglichkeiten der Umsetzung

Die gängigste Lösung zur RAL-gerechten Fensterabdichtung ist die Verwendung selbstklebender innen- und außenliegender Dichtbänder in Kombination mit PU-Schaum. Wenn die Bänder umlaufend an die seitlichen Kanten des Rahmenprofils geklebt werden (bereits vor der Befestigung des Fensterrahmens im Mauerwerk), darf innen- und außenliegend unter keinen Umständen vertauscht werden (diffusionsoffen und -dicht). Sobald der Rahmen fest verschraubt ist, wird die mittlere Ebene mit dem Montageschaum ausgefüllt. Neben seinen Dämmeigenschaften hat der Schaum den Vorteil, dass er dem Fensterelement zusätzlichen Halt gibt. Im Anschluss werden die Bänder über den PU-Schaum gelegt und mit dem Mauerwerk verklebt. Um die Bänder sauber zu überputzen, können in einem abschließenden Schritt Anputzleisten (APU-Leisten) herangezogen werden.

Bei dem beschriebenen Vorgehen können jedoch Probleme entstehen, wenn das Klebeband nicht ausreichend an der Laibung haftet. Dieses Risiko fällt weg, wenn ein spezielles Multifunktionsband herangezogen wird. Das vorkomprimierte Band ist in etwa so breit wie das Profil und wird bereits vor der Montage rund um den Fensterrahmen geklebt. Innerhalb weniger Stunden expandiert das Band und füllt die Anschlussfuge vollständig aus. Die multifunktionale Konzeption mit getrennten Funktionsbereichen ist der große Pluspunkt des Bandes – ein einziges Produkt ist ausreichend für die fachgerechte Ausführung der drei Abdichtungsebenen: An der Außenseite ist das Band resistent gegen Schlagregen, mittig wirkt das Material wärmedämmend und eine spezielle Imprägnierung an der Innenseite sorgt für den luft- und dampfdichten Abschluss. Die eingesparten Arbeitsschritte relativieren den hohen Preis. Es muss aber auch hier darauf geachtet werden, das Band richtig herum auf dem Fensterrahmen anzubringen. Ein großer Nachteil dieser weniger komplexen Montageart ist, dass sich das Multifunktionsband nur in einem bestimmten Bereich ausdehnt. Dementsprechend kann ein unebenes Mauerwerk (zum Beispiel im Altbau) nicht vollständig ausgefüllt werden. Sehr gut geeignet ist das Band hingegen für die Verwendung im Neubau (verputzte glatte Laibung) oder bei einer Holzkonstruktion.

Quelle: Deutsche Fensterbau

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