Wabi Sabi Wabi Sabi bedeutet, Schönheit im Unperfekten sehen
Der neue Einrichtungstrend heißt "Wabi Sabi": Bereits im japanischen Altertum (7. bis 11. Jahrhundert) finden sich erste Ansätze dieses ästhetischen Konzepts von der "Wahrnehmung von Schönheit". Was den Wabi-Sabi-Stil auszeichnet, und wie Sie die Prinzipien des WabiSabi in modernen Wohnungen umsetzen, erfahren Sie hier.

Der Begriff Wabi-Sabi soll auf den japanischen Tee-Meister und Zen-Mönch Sen no Rikyü zurückreichen, der im 16. Jahrhundert einer in Japan bereits seit dem 12. Jahrhundert weit verbreiteten Ästhetik-Schule einen Namen gab. Wabi heißt übersetzt so viel wie "sich elend, einsam und verloren fühlen". Durch die Verbindung mit Sabi, was soviel bedeutet wie "alt sein, Patina zeigen, über Reife verfügen", erfuhr der Begriff eine positive Umdeutung hin zu "genügsam, zufrieden sein". Wabi Sabi feiert die Schönheit des Schlichten, Einfachen und Unvollkommenen!
Wer sich mit der Wabi-Sabi-Philosphie befasst wird darin viele Bausteine entdecken, die auch in den Wohntrends der letzten Jahre zu finden waren – ob sie nun Zen-Minimalismus; Feng Shui oder Simplify your life hießen.
Wohnen nach Wabi Sabi
In Japan steht Wabi-Sabi für ein einfaches, schnörkelloses Wohnen, dass auf unnötige Besitztümer bewusst verzichtet. Überflüssiges, rein Dekoratives und jeglicher Alltags-Ballast werden aus dem Wohnumfeld entfernt, um befreit von so viel Ablenkung den Blick auf das Wahre und Wichtige lenken zu können. In seinem Herkunftsland ist eine WabiSabi-Einrichtung eher eine Lebensphilosophie, die stark von der Bescheidenheit und Kontemplation asiatischer Berg-Klöster geprägt ist, als ein schnöder Deko-Trend.
Aber auch für moderne Großstädter verspricht Wohnen nach Wabi Sabi einen Weg zu mehr Ruhe und Harmonie. Der Einrichtungstrend stellt gezielt die Schönheit des Unvollkommenen ins Zentrum. Die Trendscouts bedienen mit der Wabi-Sabi-Lehre vor allem zwei Bedürfnisse der Design-Jünger: Der Wunsch nach schnörkellosen Purismus und das Bedürfnis nach Authentizität. Aufräumen, entrümpeln, loslassen – diese unbedingten Voraussetzungen für Wabi Sabi kennt man auch aus anderen Wohn-Ratgebern. Mit seiner Geradlinigkeit, Bescheidenheit und ständigen Ordnung verspricht Wabi Sabi ein aufgeräumtes Haus und ein aufgeräumtes Leben.
Stilmerkmale des Wabi Sabi
Was ist Wabi Sabi? Wenn die Wohnung erstmal gründlich aufgeräumt und ausgemistet ist, bleibt endlich Raum, um den Blick auf die "wahren Werte" zu lenken. Nicht austauschbare Massenware, sondern Altes, Liebgewonnenes und vor allem Handgemachtes geben Wabi Sabi seinen unverwechselbaren Look. Perfektion ist unerwünscht, Alltagsgegenstände mit Geschichte, Fehlern, Ecken und Kanten werden stattdessen in Szene gesetzt – genutzt und aufwendig repariert!
"Kintsukuroi" heißt zum Beispiel eine alte japanische Kunst-Tradition – wörtlich übersetzt "mit Gold repariert". Zerbrochenes Porzellan wird mit Goldfugen gekittet. Das Ergebnis ist nicht nur hoch-dekorativ, sondern wertschätzt den Gebrauchsgegenstand auch für dessen sichtbare Zerbrechlichkeit. Erst diese Patina (Sabi) und das Bemühen, selbst scheinbar Unwertes zu erhalten, geben der eigentlichen „Armut“ (Wabi) die Würde des Alterns zurück.
Treffend wie kein Zweiter hat der amerikanische Autor Richard R. Powell die Prinzipien des Wabi Sabi in seinem Buch "Create beauty. Value imperfection. Live deeply" beschrieben: „Beschränke alles auf das Wesentliche, aber entferne nicht die Poesie. Halte die Dinge sauber und unbelastet, aber lasse sie nicht steril werden.“
So zieht der Wabi-Sabi-Trend auch bei Ihnen ein:
Wohnen in radikaler Reduktion, ist nicht jedermanns Sache. Wenn Sie den Wabi-Sabi-Trend dennoch ausprobieren wollen, helfen Ihnen diese Tipps bei der Umsetzung:
- Alles raus, was nicht unbedingt gebraucht wird – vielleicht erstmal mit einem Zimmer beginnen
- Die Leere im Raum muss Freude erzeugen: Wer lieber im Wimmelbild lebt, wird mit Wabi Sabi nicht glücklich
- Auch Gebrauchsgegenstände verdienen Respekt und pfleglichen Umgang – dann halten sie auch länger
- Niemand will einfach entsorgt werden, wenn er ein paar Macken bekommt: Das gilt auch die Einrichtung
- Nur neu kaufen, wenn's gar nicht anders geht – stattdessen lieber altes reparieren und weiternutzen
- Lieber lokal und handgemacht als aus Massenproduktion aus Übersee