Re: feuchten Keller ausschachten und wieder verfüllen
Hallo Schraubenheini,
zuerst mal den größten Respekt, dass du das von Hand ausgeschachtet hast.
Wir haben dieses Jahr im Sommer die gleiche Aktion gehabt. Beim Elternhaus eines Freundes war der ganze Keller nass und verschimmelt.
Ich kann dir gerne ein paar Tipps für nächstes Jahr geben. Du solltest auf alle Fälle eine vernünftige Dämmung anbringen.
Die alte Drainageleitung endet mit ziemlicher Sicherheit in der Kanalisation.
Es macht nur dann einen Sinn wenn du alle Seiten deines Hauses neu isolierst.
Du darfst aber nur immer eine Seite ausgraben und dämmen, dann wieder verfüllen. Nachfolgend beschreib ich dir mal die einzelnen Schritte, so wie wir es unter Anleitung eines befreundeten Bauingenieur gemacht haben.
- Ausschachten über die gesamte Länge + links und rechts jeweils einen Meter
ums Hauseck herum. So kannst du mit der Abdichtung um Eck fahren und hast somit keine Nahtstelle direkt auf der Eckkante. Von der Schachttiefe her, musst du ca. 15 cm unterhalb der Bodenplatte gehen. Sollte die Bodenplatte über das Mauerwerk hinausreichen (hat man manchmal früher so gemacht), reicht es die Platte frei zu legen.
- Als nächste betonierst du einen Betonsockel über die gesamte Hauslängeund um die beiden Ecken herum. Er sollte ca 40 - 50 cm breit und ca 15cm stark sein. Hierbei gilt Oberkante Sockel ist gleich Oberkante Bodenplatte. Das Ganze entfällt, sollte wie oben schon erwähnt die Bodenplatte über die Kellerwand hinaus reichen. Wenn der Sockel am nächsten Tag ausgehärtet ist, musst du mit einem Hochdruckreiniger das ganze Mauerwerk vom Lehmschmutz reinigen. Alte Isolierfarbe, falls vorhanden, kannst dran lassen. Mauer wieder trocknen lassen, danach Mauerwerk und Sockel mit einem Bitumenanstrich (flüssig) gut anstreichen.
Anstrich trocknen lassen.
Jetzt wäre es gut, wenn du jemand hättest, der sich mit Schweißbahnen auskennt, denn für einen Laien ist das Folgende ziemlich knifflig.
Als erstes legst du sog. Kehlleisten in die Ecke zwischen Mauer und betoniertem Sockel, dass sind Hartschaumstreifen in Dreiecksform. Damit wird verhindert dass sich unterhalb der Schweißbahn in der Ecke ein Hohlraum bildet und das spätere Auffüllmaterial Löcher in die Schweißbahn drückt. Anschließend schneidest du von der Schweißbahn Stücke von jeweils ca 70 cm Länge herunter, diese werden dann so angeschweißt, dass sich ca 40cm auf dem Sockel und ca 30 cm auf der Mauer befinden.Dabei auch um die Ecken fahren.
Danach werden dann die Längsbahnen angebracht. Hier ebenfalls um die beiden Eckengehen. Es reicht wenn du die Längsbahnen ca 2 cm oberhalb des ersten Knick ansetzt und sie sollten bis ca. 20cm unterhalb des Geländeniveau reichen.
Danach werden die Dämmplatten mit Teerbitumen aufgeklebt, dabei reicht es völlig aus den Bitumen nur punktuell aufzutragen, d. h. An jeder Ecke und einmal in der Mitte der Platte einen ca faustgroßen Batzen auftragen und etwas zu verstreichen. Mit der Handfläche die Platten dann gut festklopfen.
Zu Beachten ist, dass die Platten immer versetzt angebracht werden. Am besten mit der untersten Reihe beginnen und an den Ecken die Platten um eine Plattenstärke hinausragenlassen. Mit der nächsten Reihe eine Platte halbieren und dann bündig am Eck ansetzen, danach wieder mit ganzen Platten weiter machen.Auf diese Weise immer abwechselnd weiter machen bis auf Höhe der Schweißbahnen. Dann die Noppenfolie mit den Noppen nach aussen, möglichst glatt (keine Wellen oder Falten) anbringen. Zum Befestigen nimmst du am Besten 70er Nägel, welche du einfach mit der Hand (keinen Hammer) schräg in die Dämmplatten hineindrückst.
Das wäre in Sachen Dämmung soweit alles.
Wie du erwähnt hast, ist die bestehende Drainageleitung ziemlich dicht. Nun, in diesem Fall kannst du es versuchen die Leitung mit dem Hochdruckreiniger wieder frei zu bekommen,aber ich glaube nicht dass das so gut funktioniert.
Am besten du verlegst die Leitung auch gleich neu.Wenn du Fragen hierzu hast, wär es gut wenn du einen Grundrissplan mit eingezeichneten Regenwasserabläufen hier ins Forum stellen könntest oder mir eine PN schickst. Ich erstell dir dann gerne einen Leitungsplan.
Zum Verfüllen nimmst du am besten einen so genannten Leer- oder Rollkies. Dieser Kies kommt aus Flüssen oder Seen und hat den Vorteil dass er glatt und rund geschliffen ist und somit keine scharfen Ecken und Kanten hat, welche die Dämmung beschädigen könnten. Außerdem ist er um einiges leichter zu schaufeln und zu verarbeiten als Schotter aus dem Steinbruch.
Welche Körnung der Kies haben sollte, sagt dir am besten ein Baustoffhändler, welcher dir auch genau sagen kann, welche Materialien du verwenden mußt.
Um Geld zu sparen mußt jetzt nicht den ganzen Graben mit Kies verfüllen, es ist völlig ausreichend wenn du die Kiespackung in der Breite des Betonierten Sockels ,also ca 40 - 50 cm breit auslegst. Dies geht am Besten wenn du mit Schaltafeln (erhältlich in jedem gut sortiertem Baumarkt) arbeitest.
Dazu schneidest du dir aus Dachlatten Stücke in der Breite der Kiespackung als Abstandshalter. Bei der ersten Lage mschlägst du einfach einige längere Stücke als Stütze ins Erdreich. Solbald du die Schalung über die ganze Länge des Hauses angebracht hast beginnst du mit der Verfüllung des Lehmboden bis ca 10 cm unterhalb OK Schaltafel. Danach den Kies einfüllen. Du musst nur daran denken die Tafeln rechtzeitig heraus zu ziehen, denn wenn du zu hoch einfüllst stecken die Tafeln fest und sind dann verloren. Dabei die Tafeln nicht ganz herausziehen, sonder nur so weit, dass noch ca 10 cm in der Auffüllung verbleiben. So haben die Tafeln unten noch genügend Halt und somit genügt es wenn du oben nur noch die Abstandshalter dazwischen klemmst.
Auf diese Weise verfüllst du Lage für Lage bis auf Geländeniveau.
Sobald du eine Seite des Hauses so bearbeitet hast und alles wieder verfüllt ist, kannst du mit der nächsten Seite beginnen.
Du kannst es dir jetzt überlegen ob du dich wirklich auf dieses Abenteuer einlassen willst und es selber machst oder ob du es an eine Firma vergibst. Du kannst auf jeden Fall einiges an Kosten einsparen wenn du viel in Eigenleistung machst und nur die kniffligen Arbeiten wie z. B. die Schweißbahnen oder ausbaggern fremdvergibst.
Mit einem Mietbagger die Ausschachtung selbst vornehmen, davon rate ich dir auf jeden Fall ab. Glaub mir, das kann sehr gefährlich werden.
Wir hatten auf unserer Baustelle einen sehr erfahrenen Baggerfahrer und selbst der kam das eine oder andere Mal ziemlich ins Schwitzen.Wir hatten auch nur einen kleinen Bagger der mit Ach und Krach auf 2,50m kam, dabei mußte er fast senkrecht in die Tiefe gehen was durch Grubenrandabriss sehr gefährlich sein kann. Erschwerend kam hinzu, dass er ab einer bestimmten Tiefe von seinem Sitz aus nicht mehr auf die Schaufel sehen konnte, sodass ich ihn bei jedem Schaufelhub einweisen mußte.
Gerade wenn es sehr eng zu geht, ist die Gefahr irgenwo hängen zu bleiben sehr groß, die dann anstehenden Reperaturkosten können enorm sein.
Egal wie du dich entscheidest, solltest irgendwelche Fragen haben, stehe dir gerne mit meinem Rat zur Seite.
Bis dann
LG
rieser69