Seit 1980 kürt die Loki Schmidt Stiftung jedes Jahr im Oktober die "Blume des Jahres". Mit der Wahl macht die Stiftung der Ehefrau des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt auf gefährdete Pflanzen und ihre Lebensräume aufmerksam.
Blume des Jahres 2020
Die Blume des Jahres 2020 ist der Fieberklee: Die Wasserpflanze fühlt sich besonders in Mooren, Sümpfen und Feuchtwiesen zu Hause. Seine Blütezeit erreicht der Fieberklee von Ende April bis Anfang Juni. Mit der Wahl des Fieberklees zur ,,Blume des Jahres 2020'', möchte die Loki Schmidt Stiftung auf den notwendigen Schutz der Moore für Mensch und Natur aufmerksam machen, denn dort sind einerseits viele gefährdete Arten heimisch, andrerseits tragen sie in erheblichem Maße zum Klima bei. Auch der Fieberklee gilt aufgrund von Trockenlegungen dieser natürlichen Standorte mittlerweile als gefährdet.
Foto: Pixabay/alsen Blume des Jahres 2019
Die Besenheide ist "Blume des Jahres 2019": Ab August zeigt die Besenheide ihre zierlichen Blütenstände und taucht die sonst eher karge Heidelandschaft in ein lilafarbenes Meer. Sie wächst auf mageren, sauren und trockenen Böden. Neben der offenen Heide findet man die Besenheide auch an Waldrändern, in Sandgruben und Dünen, in Hochmooren und auf älteren Brachen. In ihrer natürlichen Umgebung wächst und blüht die Besenheide bis zu 40 Jahre lang und dient in dieser Zeit vielen, teils seltenen Insekten als nachhaltige Futterquelle und verlässliche Brutstätte.
Foto: Hans / pixabay Blume des Jahres 2018
Der langblättrige Ehrenpreis ist "Blume des Jahres 2018": Einst säumten seine blau-lila leuchtenden Blüten die sommerlichen Ufer aller großen Flüsse in Deutschland. Doch mittlerweile ist "Veronica maritima" bundesweit gefährdet – in Thüringen bereits ausgestorben!
Warum ist das so? Als sogenannte Stromtalpflanze breitet sich der Langblättrige Ehrenpreis über das Wasser aus. Weil aber kilometerweit begradigte und befestigte "Wasserstraßen" natürliche Flussauen verdrängt haben, verliert der Ehrenpreis zunehmend seinen Lebensraum. Und mit ihm verschwinden auch zahlreiche Insekten, die die Blütenrispen der mehrjährigen Staude in unserer blütenarmen Kulturlandschaft als wichtige Nahrungsquelle schätzen.
Auch der Mensch profitiert von einer natürlichen Auenlandschaft: Nachhaltiger Hochwasserschutz funktioniert nur dort, wo der Fluss Raum hat, über die Ufer zu treten. 2/3 der deutschen Flussauen sind als Überschwemmungsgebiete bereits verloren, das Fehlen der blauen Ehrenpreis-Blüten macht es sichtbar!
Foto: RitaE / pixabay
Lange bevor sich die Grünen 1993 als Partei gegründet haben, versuchte Loki Schmidt Medien und Politik auf das Thema Umweltschutz aufmerksam zu machen: 1979 gründete sie dazu die "Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen", die 1985 in "Stiftung Naturschutz Hamburg und Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen" umbenannt wurde und heute schlicht unter dem Namen ihrer Gründerin firmiert.
Gründe, auf schutzbedürftige Blumen aufmerksam zu machen, gab es damals wie heute genug: Zahlreiche Wildpflanzen waren durch intensive Landwirtschaft und Monokulturen in ihrem Bestand stark dezimiert oder sogar vom Aussterben bedroht. Auch die Nutzung von Freiflächen als Bauland raubt den Wildblumen ihren natürlichen Lebensraum.
Blume des Jahres – Wildpflanzenschutz seit 1980
Den ersten Titel „Blume des Jahres“ bekam 1980 der Lungen-Enzian verliehen: Die Wahl zur "Blume des Jahres" wird in jedem Jahr mit einer öffentlichen Aufklärungskampagne begleitet, die über den ökologischen Wert der ausgezeichneten Wildblume, deren Bestand in unseren Breiten gefährdet ist, informiert. Denn ohne Wissen kein Bewusstsein, ohne Bewusstsein kein Schutz der seltenen Gewächse und ihrer Naturlandschaft.
In einem Fotokalender präsentiert die Loki-Schmidt-Stiftung nicht nur die jeweilige "Blume des Jahres", sondern auch deren natürlichen Lebensraum: 2011 zum Beispiel lenkte die Wahl der Moorlilie den Blick auf das Moor insgesamt. Diese Naturlandschaft ist vielen Menschen kaum bekannt, aber zugleich durch Trockenlegungen und Torfabbau massiv gefährdet. Ziel ist es weiterhin, die Öffentlichkeit für den Wildpflanzenschutz zu sensibilisieren, "damit die seltenen Gewächse nicht vollständig aus der Naturlandschaft verschwinden".